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zudem vertrauen, dass sie auch zu Hause
ihre Leistung bringen und eigenverant-
wortlich arbeiten können. Das wichtigste
Incentive sei es, den Mitarbeitern auch
einmal mit ein paar Worten und einem
Schulterklopfer die persönliche Anerken-
nung zu zeigen. „Ein Mitarbeiter freut sich
natürlich auch, wenn er beispielsweise
einen Golddukaten bekommt oder einen
Hotelgutschein, aber Geschenke haben
eine größere Wirkung, wenn sie bei einem
persönlichen Gespräch übergeben wer-
den“, sagt Breit. Der Mitarbeiter sollte
dabei das Gefühl vermittelt bekommen,
dass er ernst genommen wird.
Geschenke als Anreiz
„Hotelschecks für Mitarbeiter sind in fast
allen Branchen ein beliebtes Geschenk,
vor allem im Vertrieb, weil dort Motiva-
tion besonders wichtig ist. Oft werden
die Gutscheine bei Weihnachtsfeiern
oder Firmenjubiläen überreicht“, spricht
Christian Klar, Geschäftsführer der Invent
Marketing und Tourismus aus Erfahrung.
Das Linzer Unternehmen verkauft Hotel-
und Erlebnischecks und macht von Mitte
Oktober bis Ende Dezember ein Drittel
seines Jahresumsatzes. Der Markt für
Mitarbeiter-Incentives sei dort, wo bereits
solche Anreize gesetzt werden, relativ
stabil, allerdings wäre eine Steigerung
des Marktes laut Klar noch möglich. Je-
doch werde diese wiederum stark von
der wirtschaftlichen Stimmung im Land
beeinflusst. „Wenn es der Wirtschaft gut
geht, ist das Thema Motivation etwas
präsenter, obwohl das nicht besonders
schlau ist. Denn vor allem dann, wenn es
einem als Unternehmen nicht so gut geht,
sollte man versuchen, die Mitarbeiter zu
binden“, sagt Klar. Es sei ein Fehler, von
Unternehmen zu denken, dass ihre Mit-
arbeiter froh sein sollten, dass sie einen
Job haben. Viel wichtiger sei es, den Mit-
arbeitern, die einen guten Job gemacht
haben, zu zeigen, dass diese Leistungen
anerkannt werden. Ein Hotelgutschein sei
ein individuelles Incentive, mit dem man
Emotionen schenken könne und der ei-
nen netten Urlaub ermögliche. Dadurch
könne die Motivation gesteigert werden.
Aber nicht nur zufriedene Mitarbeiter ma-
chen einen Arbeitgeber glücklich – auch
die Kunden sollten das Unternehmen in
guter Erinnerung behalten. Es werden je-
doch verschiedene Standpunkte zu dem
Thema Kundengeschenke vertreten. „Ich
schenke meinen Kunden aus Überzeu-
gung nichts außer meiner Präsenz und
Aufmerksamkeit. Ein kostenfreier Anruf
ist viel effektiver, weil der Kunde da das
Gefühl vermittelt bekommt, der Berater
steht mir zur Verfügung ohne die Minuten
zu zählen und dann eine Honorarnote zu
schicken. Auch im Kundenbereich muss
vor allem das Umfeld stimmig sein“, sagt
Unternehmensberater Breit. Dennoch ist
es in vielen Unternehmen üblich, nicht nur
den Mitarbeitern, sondern auch den Kun-
den etwas zu schenken. Allerdings ist das
Thema Mitarbeiter und Kundengeschenke
für Unternehmen durchaus brisant. Viele
unserer Anfragen blieben unbeantwortet
–ein oberösterreichisches Unternehmen
wollte nur anonym Auskunft geben. Im
familiengeführten Unternehmen sei es
üblich, dass für die Mitarbeiter und de-
ren Familien jährlich eine Veranstaltung
mit Catering und Rahmenprogramm
organisiert wird. Zudem unterstütze die
Firma beispielsweise Bälle oder Lehr-
lingsveranstaltungen mit Werbeartikeln
wie Bleistiften und Rollmetern. Ausge-
wählte Kunden bekämen ausschließlich
zu Weihnachten Geschenke, angefangen
von Wein bis hin zu Handtüchern. Im Un-
ternehmen gäbe es keine eigene Richtli-
nie, die sich mit Compliance und der An-
nahme von Geschenken beschäftigt, aber
bisweilen hätte es noch keine Probleme
damit gegeben.
Gesetzliche und
moralische Vorgaben
„Unter Compliance ist generell die Einhal-
tung von sämtlichen geltenden Gesetzen
und Regeln zu verstehen. Sie betrifft ein
breites Feld, angefangen vom Arbeits-
recht- und Steuer- bis hin zum Umwelt-
bereich“, sagt Christian Kaufmann, Lei-
ter der Abteilung Recht, Beteiligung und
Compliance der voestalpine AG. Compli-
ance sei keine Modeerscheinung, sondern
ein Thema, das immer schon präsent war.
Allerdings seien die neuesten Weiterent-
wicklungen stark mit Korruption und Kar-
tellrecht verbunden gewesen. In der Voest
werde Compliance eine große Bedeutung
zugeschrieben. In dem international täti-
gen Konzern gilt ein unternehmenseige-
ner Verhaltenskodex, der unter anderem
allgemein die Einhaltung von Gesetzen
und Vorschriften und im Speziellen etwa
den fairen Wettbewerb sowie die Korrup-
tion, Bestechung und Geschenkannahme
regelt. „Es gibt sowohl E-Learning, als
auch Präsenzschulungen für die Mitarbei-
ter und diese werden gut angenommen.
Dabei ist es wesentlich, dass man den
Mitarbeitern die geltenden Prinzipien ver-
mittelt und aufzeigt, was man tun darf und
was nicht. Wichtig ist auch, dass man ih-
Christian Klar auf der neuen Terrasse vom Arcotel Nike Hotel in Linz,
wo man Gutscheinboxen seines Unternehmens einlösen kann.
Hotelschecks für Mitarbeiter
sind in fast allen Branchen ein
beliebtes Geschenk, vor allem
im Vertrieb, da dort Motivation
besonders wichtig ist.
CHRISTIAN KLAR
Geschäftsführer
Invent Marketing und Tourismus in Linz