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DIE EXPANSIONSPHASE DES AUTOMOBILS GEHT LANGSAM ZU ENDE, PROPHEZEIEN ZUKUNFTSFORSCHER. STÄDTE WÜRDEN SICH NEU
ERFINDEN – IN MULTI-MODALER MOBILITÄT MIT EINEM SEHR VIEL HÖHEREN ANTEIL VON RADFAHRERN UND FUSSGÄNGERN. ERFINDET
SICH OBERÖSTERREICH UND LINZ AUCH NEU?
_Dieser Trend wird auch von mir wahrgenommen, besonders wenn ich mit
jungen Menschen rede, für die das Auto im Unterschied zu meiner Generation längst kein Statussymbol mehr ist.
Mein Ressort stellt auf Basis eines Gesamtverkehrskonzeptes für Oberösterreich schon heute die Weichen für die
Mobilität von morgen. Das Rückgrat des Konzepts bildet ein gut ausgebautes öffentliches Schienenverkehrsnetz.
Die Multi-Modalität garantieren wir mit Park und Ride Standorten an den Hauptverkehrsachsen.
LINZ IST BISHER NICHT GERADE ALS FAHRRADFREUNDLICHE STADT BEKANNT – SIND AUCH IN DIESEM BEREICH NEUE SCHRITTE
GEPLANT?
_Nach dem Vorbild der Fahrrad-Hauptstadt Kopenhagen werden wir beschleunigte Radhauptrouten,
sogenannte Super-Cycle Highways bauen. Die Vernetzung zwischen Radverkehr und öffentlichen Verkehrsangebo-
ten garantieren wir mit Abstellplätzen an den Haltestellen. Ein entsprechendes Pilotprojekt setzen wir im Zuge der
Errichtung der StadtRegioTram Linz – Leonding – Pasching – Traun um.
DURCH KONZEPTE WIE CAR-SHARING, EINER CITY-MAUT ODER UMWELT-STEUERN WIRD VIELERORTS IN EUROPA SCHON VERSUCHT,
ZUMINDEST KURZFRISTIG DIE AUTOZAHLEN ZU VERRINGERN. GIBT ES DA IN OBERÖSTERREICH AUCH DIESE MOTIVATION, ODER WILL
MAN EINEN ANDEREN WEG GEHEN?
_Viele Menschen, besonders in ländlicheren Regionen Oberösterreichs, sind nach wie
vor auf ein Auto angewiesen. Ich halte daher nichts davon, das Autofahren künstlich zu verteuern. Stattdessen wollen
wir ein gut ausgebautes ÖV-Angebot schaffen. In Sachen Car-Sharing gibt es noch viel Potential, das durch moderne
technische Möglichkeiten heute viel leichter gehoben werden kann, als noch vor wenigen Jahren. Jedes Auto steht
den Großteil des Tages ungenützt herum. Da ist es also nur sinnvoll, Möglichkeiten zu einer gemeinschaftlichen
Nutzung zu forcieren.
STICHWORT ZUKUNFT SCHIENE – STRASSENBAHNEN, CITYTRAM, ZUG – WELCHE ASPEKTE FINDEN SIE AM WICHTIGSTEN, WAS DEN
AUSBAU BETRIFFT? WAS GEHÖRT GEÄNDERT ODER UMGESETZT?
_Wir wissen aus Erfahrungen, dass der öffentliche Schienen-
verkehr von den Fahrgästen besser angenommen wird als vergleichbare Busverkehrskonzepte. Wichtig ist es, eine
Vernetzung zu schaffen – das beginnt bei einem abgestimmten Taktfahrplan und endet bei baulichen Maßnahmen
um die notwendigen Umstiege so gering wie möglich zu halten. Im Großraum Linz soll ab Dezember 2016 eine S-
Bahn verkehren, die in den Hauptverkehrszeiten eine wichtige Zubringer–Rolle im Zentralraum übernehmen wird.
Die Feinverteilung im städtischen Bereich kann durch die zweite Straßenbahnachse enorm verbessert werden.
WIE KOMMEN SIE EIGENTLICH SELBST TÄGLICH INS BÜRO?
_Bevor ich Mitglied der Landesregierung wurde, bin ich täglich mit
dem Auto von Peuerbach bis nach Neumarkt Kallham gefahren, habe mein Auto dort in der Park and Ride Anlage
abgestellt und bin dann mit dem Zug nach Linz gependelt. Meine derzeitige Aufgabe sieht sehr viele Auswärtstermi-
ne im ganzen Land vor - da bin ich auf den PKW angewiesen.
Der Weg in die Zukunft
INTERVIEW MIT REINHOLD ENTHOLZER
Landeshauptmann-Stellvertreter und Verkehrs-Referent der oberösterreichischen Landesregierung
NACH DEM VORBILD DER
FAHRRAD-HAUPTSTADT KOPENHAGEN
WERDEN WIR BESCHLEUNIGTE
RADHAUPTROUTEN, SOGENANNTE
SUPER-CYCLE-HIGHWAYS BAUEN.
REINHOLD ENTHOLZER
LANDESHAUPTMANN-STV. UND VERKEHRS-REFERENT