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FLEISCHKENNZEICHNUNG
Seit 1. April müssen EU-weit Angaben zum Land der Mast und Schlachtung
bei Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch gemacht werden. Pas-
siert alles in einem Land, darf die Bezeichnung „Ursprungsland“ verwendet
werden. Georg Rathwallner, Leiter der Abteilung Konsumentenschutz der
Arbeiterkammer OÖ, bezeichnet die Regelung als „nicht sehr fortschrittlich“,
da verarbeitetes Fleisch und damit Fertiggerichte nicht gekennzeichnet
werden müssen. Für Rind- und Kalbfleisch gibt es seit 2000 eine ähnliche
Regelung – es wird aber zusätzlich noch das Land der Geburt angegeben.
Wenn alle drei Stufen im selben Land stattfinden, darf es mit „Herkunft
Land“ bezeichnet werden. Beim seit 1995 bestehenden AMA-Gütesiegel
müssen die Tiere in Österreich geboren, gemästet und geschlachtet werden
– die neue Fleisch-Kennzeichnung hat daher keinerlei Auswirkungen, das
Fleisch wurde bereits zuvor so umfangreich gekennzeichnet. AMA-Fleisch
hat im Lebensmitteleinzelhandel einen Marktanteil von rund 40 Prozent.
Beim AMA-Gütesiegel gibt es ein Kontrollsystem bei allen Produktions-
schritten – vom Landwirt über den Schlachthof, Zerlegebetrieb bis zum
Lebensmittelhandel. Die Kriterienliste ist lang, Siegfried Rath, Leiter vom
AMA-Qualitätsmanagement Fleisch- und Wurstwaren, greift einige Punkte
heraus: Bei den Landwirten werden etwa Doping-Kontrollen durchgeführt.
Die Wartezeit nach einer Antibiotika-Behandlung ist doppelt so lang wie die
gesetzliche Wartezeit. Beim Schlachthof wird jedes einzelne Tier von einem
unabhängigen Kontrollorgan geprüft. Gefragt nach einem möglichen Miss-
brauch ist sich Rath sicher, dass es „immer wieder schwarze Schafe geben
wird.“ Aber die AMA habe viele Kontrollmöglichkeiten und sanktioniere
Verstöße bis hin zu einem Rausschmiss aus dem Gütesiegel-Programm.
Wenn auf einer Verpackung ein Österreich-Bezug, etwa mit einer rot-weiß-
roten-Flagge hergestellt wird, aber das Fleisch nicht aus Österreich stammt,
dann muss dies bereits seit Mitte Dezember extra gekennzeichnet werden.
Die Überprüfung ist für die Konsumenten aber schwierig. „Wir machen im-
mer wieder Tests anhand der Isotopenstruktur. Aber das ist ein aufwändiges
Verfahren, das Konsumenten nicht selber machen können“, so Rathwallner.
Da die AMA-Produkte von unabhängigen Stellen geprüft werden, seien diese
laut dem Konsumentenschützer neben den ebenfalls gut geprüften Bio-
Produkten in der breiten Masse Fleischprodukte, worauf sich Konsumenten
verlassen können.
bestimmten Fleischsorten wie Geflügel
steigen“, weiß Marija Zunabovic von der
Universität für Bodenkultur in Wien.
Fleischersterben
Das Fleisch wurde viel günstiger: In den
1980er Jahren musste ein Industriearbei-
ter für ein Kilo Schweineschnitzelfleisch
rund 82,9 Minuten arbeiten – 2012 waren
es nur mehr 39,7 Minuten. Aktuell wird
Fleisch besonders häufig bei Aktionen
gekauft. Im Vorjahr haben Konsumenten
im Lebensmitteleinzelhandel rund 7,2
Euro für ein Kilo bezahlt. Dazu Franz Vo-
gelmayer von der Abteilung Tierschutz in
der LWK OÖ: „Wir sehen die Aktionen im
Handel nicht so negativ. Die Supermarkt-
ketten machen diese zur Kundenbindung
und verzichten auf ihre Handelsspanne.
Die Nachfrage nach Fleisch steigt und da-
mit der Preis für die Landwirte.“ Ein gro-
ßes Problem sind diese Aktionen aber für
die kleinen Fleischer. In den letzten zehn
Jahren haben 100 Fleischer-Handwerks-
betriebe in Oberösterreich zugesperrt. 325
Betriebe sind übrig geblieben. Um gegen
den Handel noch bestehen zu können,
müssen die Fleischer Nischen nutzen
und sich auf Regionalität und fachliche
Bearbeitung spezialisieren. „Der Flei-
scher von heute ist ein Veredler, verkauft
etwa gewürzte Koteletts bis hin zu einem
fertigen Party- und Grillservice. Und da
gehört es dann auch dazu, Gerichte für
Vegetarier anzubieten“, sagt der Landes-
innungsmeister der Fleischer der Wirt-
schaftskammer Oberösterreich (WK OÖ),
Willibald Mandl.
Die Fleischerbranche in Österreich be-
steht aus 1.400 Gewerbe- und 21 Indus-
triebetrieben mit einem Gesamtumsatz
von jährlich rund vier Milliarden Euro. Die
Betriebe sind sehr international aufge-
stellt und für den hohen Exportanteil der
heimischen Fleischwirtschaft zuständig.
2014 wurden rund 450.000 Tonnen Fleisch
mit einem Wert von 1,1 Milliarden Euro
exportiert. „Die österreichischen Betriebe
haben einen sehr guten Ruf, sind für die
hohe Qualität im Ausland bekannt“, weiß
Anka Lorencz von der WKO. Die Landwir-
te erzeugten 2013 rund 909.000 Tonnen
Fleisch, etwa 828.000 Tonnen wurden in
Österreich verbraucht. Österreich hat 2013
um zehn Prozent mehr Fleisch erzeugt als
verbraucht. Damit das auch so bleibt, sol-
len die Konsumenten bewusster einkau-
fen und auch einmal einen Blick über den
vollen (Fleisch)Tellerrand werfen._