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GANZ VORNE IST DIE FIRMA
UND DANN KOMMEN WIR. ICH
GLAUBE, ES KANN NICHT
ANDERS SEIN.
PETER AUGENDOPLER
INHABER BACKALDRIN
Augendopler stark, besonders, wenn es
um seine Mitarbeiter geht. Bei jeder Ent-
scheidung fragt er sich: „Was bedeutet
das für uns in 10 oder 20 Jahren?“ Des-
halb ist Peter Augendopler auch selbst an
der Lehrlingsauswahl und -ausbildung
beteiligt – ein Selbsterhaltungstrieb. „Al-
les hängt von den Menschen ab, die in ei-
nem Unternehmen arbeiten. Ich will das
Gefühl haben, wir tun heute alles dafür,
junge Leute gut auszubilden, damit wir
auch in ein paar Jahrzehnten noch tolle
Mitarbeiter haben.“ Mit 70-prozentiger
Wahrscheinlichkeit sei das Mädchen oder
der Junge, den er heute als Lehrling ein-
stellt, in 50 Jahren noch bei Backaldrin
– in der heutigen Arbeitswelt alles andere
als typisch. Dass Backaldrin, vor allem
wenn es um die Lehrlinge geht, etwas
anders tickt als andere Unternehmen,
wird deutlich, als Peter Augendopler
schmunzelnd von den Lehrlings-Einstel-
lungsgesprächen erzählt. Seine Mitarbei-
ter treffen unter allen, die zu Backaldrin
schnuppern kommen, eine Vorauswahl.
Augendopler lädt sie dann mit ihren El-
tern zum Gespräch. „Wir unterhalten uns
nett, trinken Kaffee und essen Kuchen.
Von einer Sekunde auf die nächste werde
ich dann richtig fies. Ich frage sie nach
den Zeugnissen. Haben sie einen Vierer,
sage ich ihnen gleich, dass sie nicht auf-
genommen werden. Außer sie merzen
alle Vierer bis Schulschluss noch aus“, so
Augendopler. In all den Jahren habe kein
einziger Bewerber zum Semesterende
noch einen Vierer gehabt. „Ich verdeutli-
che dem Lehrling damit, dass er bei uns
etwas leisten muss. Er soll verstehen,
dass er, wenn er etwas leistet und in sei-
nem Beruf gut ist, sein Leben gestalten
kann. Ist er motiviert, lernt er noch lieber,
er wird noch besser, es gefällt ihm noch
mehr – eine Erfolgsspirale nach oben.“
Polnische Handküsse
Meist erfolgreich war auch der Weg
Backaldrins in fremde Länder. Märkte
wie Syrien oder der Jemen seien aber
verloren gegangen. „Wir haben dort
sehr gute Geschäfte gemacht, heute
machen wir dort null Umsatz“, erzählt
Augendopler. Als Gründe nennt er poli-
tische Entwicklungen und die Struktu-
ren dieser Länder. „Wenn die Menschen
auf der Flucht sind, können sie keine
Bäckerei mehr betreiben. In Damaskus
hat eine Rakete unser Lager getroffen.“
Dann müsse man sich eben andere
Märkte suchen. In den letzten Jahren
hat Backaldrin sein Geschäft auf etwa
25 afrikanische Länder ausgeweitet.
Insgesamt ist der Backgrundstoffher-
steller in über 100 Ländern tätig. Um
herauszufinden, welche Märkte Poten-
zial für Backaldrin bieten, ist Peter Au-
gendopler bis vor einigen Jahren selbst
in das jeweilige Land gereist und hat
sich dort umgesehen. Zu seiner Ent-
scheidung, in Polen Fuß fassen zu wol-
len, habe ein einschneidendes Erlebnis
beigetragen. „Wir kamen unangemel-
det in eine Bäckerei in der Nähe von
Warschau. Als der 65-jährige Bäcker
unserer Dolmetscherin zur Begrüßung
die Hand geküsst hat, wusste ich: Hier
gibt es Kultur, das ist ein Land für uns.
Heute ist Polen einer unserer wichtigs-
ten Märkte.“
Eng verknüpft mit der Zukunft von
Backaldrin ist die Zukunft des Bäcker-
berufes. Als großes Problem sieht Au-