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Sie haben maximal neun Mitarbeiter
und überschreiten einen Umsatz sowie
eine Bilanzsumme von je zwei Millionen
Euro nicht. Die größte Gruppe machen
mit über 64 Prozent aller Betriebe Ein-
zelunternehmen aus. Zwanzig Prozent
beschäftigen einen bis vier Mitarbeiter.
Nur 0,1 Prozent der oberösterreichi-
schen Betriebe haben mehr als 500 Be-
schäftigte. Österreichweit zeigt sich die-
se kleinteilige Unternehmenslandschaft
noch deutlicher – der Prozentsatz der
Unternehmen mit ein bis vier Mitarbei-
tern liegt bei 86,5 Prozent. 0,1 Prozent
der Betriebe beschäftigen mehr als 500
Mitarbeiter.
„Big picture“ versus
Spezialistentum
Je nach Größe bringt ein Unternehmen
seine Vorteile aber auch in eigenen An-
forderungen an die Mitarbeiter mit sich.
„Der Verantwortungsbereich in einem
Großunternehmen ist meist fachspe-
zifischer. In KMUs sind durch flachere
Hierarchien Entscheidungen nachvoll-
ziehbarer. Auch die abteilungsübergrei-
fende Zusammenarbeit ist intensiver.
Mitarbeiter begleiten dadurch länger –
oder sogar zur Gänze – ein Projekt oder
einen Prozess“, weiß Axel Kühner, Vor-
standsvorsitzender von Greiner. Wer in
einem Konzern arbeiten möchte, müsse
also die Bereitschaft mitbringen, in eher
arbeitsteiligen Strukturen tätig zu sein.
Als Anforderung an Mitarbeiter in einem
KMU sieht er den Willen, früh Verant-
wortung für ein Projekt zu übernehmen.
Dass in größeren Unternehmen eher
Spezialisten und in kleineren Unter-
nehmen Generalisten gefragt sind, dem
stimmt auch Diesenberger zu. „Weil es
in großen Betrieben meist viele kleinere
Business Units gibt, ist der Verantwor-
tungsbereich abgegrenzter. Mitarbeiter
in einem KMU haben ein gesamtheitli-
ches Bild über das Unternehmen – sie
brauchen ein „big picture“ vom Betrieb.
Wer klar definierte Aufgaben sucht, tut
sich in einem Konzern wahrscheinlich
leichter“, meint Diesenberger. Die An-
sicht, man könne an der Betriebsgröße
festmachen, ob jemand für eine Stelle
geeignet sei, teilt Christine Wolfmayr
nicht. Sie leitet die Karriereberatung der
WK OÖ in Linz. „Es sollte nicht von der
Betriebsgröße abhängen, wo man sich
bewirbt“, erklärt Wolfmayr, „auch kleine
Unternehmen beschäftigen Spezialisten,
wenn sie sie benötigen. Und in großen
können in den einzelnen Einheiten Ge-
neralisten gefragt sein.“
Bei der Wahl des Praktikums machen
sich viele angehende Arbeitskräfte das
erste Mal auf die Suche nach einem
für sie attraktiven Unternehmen. Für
Wolfmayr steht auch hier die Unterneh-
mensgröße nicht im Vordergrund. „In
einem größeren Unternehmen kann ich
vielleicht mehrere Abteilungen durch-
laufen und verschiedene Betriebsabläu-
fe kennenlernen – das kann ein Vorteil
sein“, weiß Wolfmayr. Wenn ein kleinerer
Betrieb mehrere Abläufe vereint, kön-
ne das hier aber genauso möglich sein.
Bernd Diesenberger, selbst Mitarbeiter
in einem Unternehmen mit 270 Mitar-
beitern, sieht in einem Praktikum bei
einem großen Unternehmen durchaus
gute Chancen: „Konzerne bieten viele
Möglichkeiten, weil sie meistens inter-
national aufgestellt sind. Nachdem es
so viele Stellen gibt, bietet sich ein grö-
ßerer Spielraum als bei KMUs. Dise tutn
sich bei einem Praktikum wahrschein-
lich schwerer.“
Der Mitarbeiter als Kunde
Während Schul- und Uni-Absolventen,
angehende Lehrlinge und ausgebildete
Arbeitskräfte nach den richtigen Unter-
nehmen suchen, sind auch die Betriebe
auf der Jagd nach den besten Köpfen.
Große Unterschiede in der Mitarbeiterre-
krutierung zwischen großen und kleinen
KLEINST.
UNTERNEHMEN
9
2
2
Kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) nach Definition der
Europäischen Kommission
(Werte gelten als Höchstgrenzen)
BESCHÄFTIGTE
UMSATZ IN MIO ODER
BILANZSUMME IN MIO
KLEIN.
UNTERNEHMEN
10 - 49
10
10
MITTLERE.
UNTERNEHMEN
50 - 249
50
43
ES SOLLTE NICHT VON DER
BETRIEBSGRÖSSE ABHÄNGEN,
WO MAN SICH BEWIRBT.
CHRISTINE WOLFMAYR
KARRIEREBERATUNG WK OÖ
Der oberösterreichische Weltkonzern Greiner (oben) beschäftigt
rund 8.400 Mitarbeiter. Molto Luce in Wels überschreitet mit
circa 270 Beschäftigten knapp die Schwelle eines KMUs.