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SO GUT WIE NIEMAND BEREUT EIN AUSLANDSSEMESTER. WARUM AUCH? – NEUE KULTUREN,
ANDERE LEUTE, KEINE STUDIENGEBÜHREN, ERASMUS SCHIESST SOGAR NOCH GELD ZU. TOKELO
AUS SÜDAFRIKA STUDIERTE IN LINZ, DER OBERÖSTERREICHER PETER WAR IN SCHWEDEN.
NEBEN DER LINZER UNI VERBINDET DIE ZWEI NOCH ETWAS ANDERES: BEIDE HABEN GEMERKT,
DASS ANDERS ORGANISIERTE UNI-BETRIEBE IHREN REIZ HABEN. WARUM ES SICH LOHNT, EINEN
BLICK ÜBER DEN NATIONALEN TELLERRAND ZU WERFEN UND ES GAR KEINE GROSSE ROLLE
SPIELT, OB ES DER KARRIERE HILFT.
DER REIZ DES UNGEWISSEN
Tokelo Shai lebte für fünf Monate in Linz.
Jetzt ist sie wieder zuhause in Kapstadt.
Ihr Studium Technische Chemie war der
Grund für den Auslandsaufenthalt – sie
absolvierte ein Auslandssemester an der
Johannes Kepler Universität Linz (JKU).
„Eigentlich wollte ich ja nach Kanada“, er-
zählt sie lachend, „aber mein Studienbera-
ter hat mich überredet, nach Österreich zu
gehen. Ich war die erste von der "Universi-
ty of Cape Town", die ein Auslandssemes-
ter in Linz gemacht hat.“ Ihre Bedenken
waren anfangs aber groß – auch deshalb,
weil die JKU kleiner ist als ihre Heimatuni-
versität. Ihre Freunde meinten aber: „Das
spielt keine Rolle. Es geht um die Erfah-
rung, die du dabei sammelst. Du solltest
einfach hingehen und es ausprobieren.“
Die Universität habe ihr gefallen, meint
Tokelo. Außerdem war es möglich, die
Kurse zu besuchen, die sie auch zuhause
gemacht hätte. Sie hatte keinen Nachteil –
Linz war eine gute Erfahrung für sie. „Ich
bin auch froh, dass die Österreicher eine
richtige Kultur haben. Sie zeigen dir die
verschiedenen Speisen, wie sie tanzen und
ihre Weihnachtsmärkte. Ich weiß nicht, ob
ich das in Kanada erlebt hätte“, erzählt sie.
Peter Helmberger schwärmt regel-
recht von seinem Auslandssemester in
Schweden. „Ich kann es nur jedem un-
eingeschränkt empfehlen. Wenn man
es rechtzeitig plant, leidet das Studium
nicht darunter“, meint er. Er konnte sich
alle ECTS an sein Wirtschaftsinformatik-
Studium in Linz anrechnen lassen und hat
sogar fast ein bisschen schneller studiert,
als wenn er an der JKU gewesen wäre. Be-
sonders die Art zu lernen, begeisterte ihn:
„Es ist viel gruppenorientierter, Kreativität
ist mehr gefragt. Man lernt, in der Gruppe
zu arbeiten, wie es einem hier nicht ver-
mittelt wird.“ Oft müsse man gemeinsam
Case Studies ausarbeiten und dann prä-
sentieren. Überhaupt seien die Kurse ganz
anders aufgebaut. „Man hat im Wesentli-
chen vier Kurse pro Semester. Bei mir kam
dann noch Schwedisch dazu. Pro Kurs hat
man ein Monat Zeit. Dazwischen trifft man
immer wieder den Professor und arbeitet
dann selbstständig weiter. Am Ende hat
man eine Prüfung und eine Abgabe. Da
man pro Monat nur einen Kurs besucht, ist
der Informationsstand zu dem behandel-
ten Thema dann sehr groß. Bei uns ist es
so: Du tust das ganze Semester so dahin
und am Ende hast du alle Prüfungen auf
einmal“, sagt Peter. Tokelo kann dagegen
dem österreichischen System einiges ab-
gewinnen. „Ich habe hier gelernt, dass ich
viele Dinge alleine machen muss. Wenn du
zum Beispiel Hausübungen nicht machst,
ist das dein Problem. Ich habe am An-
fang kaum Informationen bekommen und
musste alles selbst herausfinden.“ Bis zu
einem gewissen Grad sei ihr die Hilfestel-
lung an ihrer Heimatuniversität lieber, ihre
Zeit in Linz habe ihr aber beigebracht, viele
Dinge alleine zu schaffen.
Mit und ohne Programm
Mit der bloßen Entscheidung für einen
Auslandsaufenthalt ist es noch nicht ge-
tan – Studierenden steht eine Vielzahl an
verschiedenen Programmen und Gastlän-
dern offen. Am populärsten ist seit Jahren
das Förderprogramm Erasmus – mittler-
weile Erasmus+ – der Europäischen Uni-
on. 2014 sind einige andere Programme
mit Erasmus verschmolzen. Alle 28 EU-
Mitgliedstaaten und Island, Liechtenstein,
Norwegen, die Türkei sowie die Schweiz
REDAKTION_DORIS LUMESBERGER
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK