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hen konnte, weil sie aus Sicht des Sys-
tems die falschen Fächer gewählt hatte.
Und deshalb frage ich mich: Reden wir
da von Europa?
Sie selbst waren der Internationalisie-
rung gegenüber immer offen.
GERHARD WÖLFEL
_Oh, nein, nein (lacht) ... die
Bayern sind doch wie die Österreicher.
Aber Sie waren an verschiedenen
Standorten von BMW, bevor Sie nach
Steyr gekommen sind.
GERHARD WÖLFEL
_Ja, das stimmt, weil der
Bedarf da war. Und dabei ging’s mir wie
jedem Mitarbeiter, der bei uns zum ersten
Mal gefragt wird, ob er ins Ausland möch-
te: Der Magen krampft sich zusammen,
die Angst ist groß, die Suche nach Ausre-
den schreitet voran, der Entscheidungstag
kommt näher und man sagt schließlich
Ja. Natürlich hat man zunächst ein flaues
Gefühl ... aber nach kürzester Zeit war ich
sehr froh, dass ich’s gemacht habe, weil
man so viel bekommt.
Wie heftig war der Bauchkrampf, als
man Sie fragte, ob Sie nach Österreich
kommen möchten?
GERHARD WÖLFEL
_(lacht) Ach, da war nur
Freude!
Ehrlich? Dabei ist das Verhältnis Öster-
reich Deutschland gar kein so einfaches.
GERHARD WÖLFEL
_Österreich-Deutschland
vielleicht nicht. Aber Bayern-Österreich
sicher. Ich freute mich wirklich sehr! Ich
habe den Standort hier gekannt, weil ich
einmal eine Netzwerkstelle besetzt habe,
die mich ab und zu nach Steyr gebracht
hat. Deswegen war’s einfach eine tolle He-
rausforderung, mal so ein Motorenwerk
leiten zu dürfen ... da brauchte ich keine
Krampflöser.
Worauf kommt es an, dass der Aus-
landsaufenthalt gelingt und man die
Entscheidung nicht bereut?
GERHARD WÖLFEL
_Die Vorbereitung darauf
und die Integration sind das Wichtigste.
Deshalb haben wir hier bei BMW sehr
gute Patenschaft-Systeme, sodass man
gleich Anschluss zu anderen Familien
findet und sich im alltäglichen Leben gut
zurechtfindet – was in Europa natürlich
leichter ist als auf anderen Kontinenten.
Aber auch in China haben wir mittlerwei-
le schon Leute, die mit oder ohne Kinder
bereits dort waren und einem die Angst
davor nehmen können. Und wenn man
dann erlebt, in einem neuen Umfeld zu
arbeiten und dabei Erfolg zu haben, das
ist ein unwahrscheinlich schönes Ge-
AM STEUER
Gerhard Wölfels Führungsmotto: Vertrauen reduziert
Aufwand und Entscheidung reduziert Komplexität.
„Das bedeutet für mich, dass Führen zu 100 Prozent Vertrauen heißt
und nicht Kontrolle. Und: Entscheidungen muss der Chef auch einfach
mal fällen, auch wenn wir in einer Demokratie leben, sonst wird man
nicht fertig mit einem Thema. Das ist ein Markenzeichen von uns.
Natürlich haben wir oft Diskussionen, wo wir drei Tage reden könnten.
Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man als Chef sagen muss:
„Schluss, so machen wir das jetzt.“ Jeder hat ja Recht und das Schöne
ist, dass man mit Vertrauen die Entscheidung gemeinsam trifft.“
ICH HABE FÜR MICH
BESCHLOSSEN, IN ÖSTERREICH
MEINEN LEBENSABEND ZU
VERBRINGEN.
GERHARD WÖLFEL
GESCHÄFTSFÜHRER UND WERKSLEITER BMW-WERK-STEYR