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location_FaLKEnstEInEr BaD LEOnFELDEn

FOtOstrECKE mIt mItarBEItErn DEs FaLKEnstEInEr BaD LEOnFELDEn

Um Gäste zU werben, ist in der Hotel- Und GastronomiebrancHe selbstverständlicH. 
vorbildlicHe betriebe Haben aber scHon vor JaHren damit beGonnen, aUcH Um 
mitarbeiter zU werben.  aUs GUtem GrUnd, denn der KAMpf uM quAlIfIzIERtE 
MItARbEItER 
ist Gross, der leHrlinGsmanGel Gravierend, die FlUktUation HocH, das 
imaGe der brancHe scHlecHt. welcHe anreize braUcHt es, Um mitarbeiter an den 
betrieb zU binden Und wie kann ein IMAgEWAnDEl einer Ganzen brancHe GelinGen?

Hallo? Ist da jemand? Der Hall der Klingel 
am Rezeptionspult erfüllt die Lobby. Doch 
auch nach dem dritten Mal Klingeln bleibt 
die Rezeption leer, kein Mensch weit und 
breit. Ah, da kommt eine junge Mitarbei-
terin aus dem Lift gehetzt. Schweißperlen 
stehen auf ihrer Stirn – sie hat gerade die 
Beschwerde eines Gastes entgegenge-
nommen und mal schnell den Staubsau-
ger aktiviert – das Reinigungspersonal ist 
ebenso spärlich besetzt wie Service, Kü-
che und Rezeption. Auf den verärgerten 
Ausdruck des wartenden Gastes antwor-
tet die Rezeptionistin: „Oh, es mir leid tun. 
Bitteschon ... wie ich kann helfen?“ Der 
Name dieses Hotels? Nun ja, nennen wir 
es „Hotel der Zukunft“. Denn schon heute 
ist es für viele touristische Betriebe eine 
große Herausforderung, sämtliche Stellen 
zu besetzen. 

Viele Branchen sind vom Fachkräfte-
mangel betroffen, der Tourismus im Spe-
ziellen. „Gesucht wird von Hilfskräften 
bis zu Top-Leuten in Service und Küche 
alles, in allen Regionen“, weiß Peter-
Paul Frömmel, Spartengeschäftsführer 

Tourismus- und Freizeitwirtschaft der 

Wirtschaftskammer Oberösterreich. Jo-
hannes Roither, Geschäftsführer von drei 
Betrieben, darunter das Restaurant Cu-
bus in Linz, bestätigt: „Personal zu finden 
ist sicher einer der größten strategischen 
Engpässe, die wir im heutigen gastrono-
mischen Alltag haben.“ 

Die Branche ist in einem Dilemma: Ei-
nerseits suchen die Betriebe nach Mit-
arbeitern, andererseits sind die Arbeits-
losenzahlen gestiegen. „Solange das 
Nichts-Arbeiten in Österreich erlaubt und 
toleriert wird, können wir dieser Entwick-

lung nicht entgegenwirken“, sagt Roither. 

Ausländische Arbeitnehmer seien daher 
zur Zeit die einzige kurzfristige Lösung. 
Denn, so der Gastronom weiter, die vie-

len Mitarbeiter, die heute mit Herz ihren 
Beruf im Gastgewerbe ausleben, werden 
dem Druck, ausgelöst durch die ständige 
Unterbesetzung, nicht länger standhalten 
können. Einheimisches Personal sei am 

Arbeitsmarkt häufig einfach zu wenig vor-

handen. „Ich möchte aber ausdrücklich 
erwähnen, dass ausländische Mitarbeiter 
nicht aus Kostengründen eingestellt wer-
den – die Entlohnung ist je nach Abteilung, 

Aufgaben und Erfahrung ident mit jenen 
der inländischen Arbeitnehmer.“ Ein As-
pekt des Arbeitskräftemangels ist auch, 
dass viele Betriebe ihren Standort fernab 
des Zentralraums haben. „Um das Di-

lemma zu lösen, muss von beiden Seiten 
Lösungsbereitschaft gegeben sein: Ar-
beitgeber müssen bei der Quartiersuche 
behilflich sein, Mitarbeiter müssen orts-
flexibel sein“, sagt Frömmel von der Wirt-
schaftskammer. Die Bereitschaft dazu sei 
in Österreich aber gering. 

Höchste Zeit für 
Imagewandel

Hinzu kommen der große Lehrlingsman-
gel und das schlechte Arbeitgeber-Image 
der Branche. „Dieses Image prägen vor 
allem einzelne Betriebe, die ein nega-
tives Bild der Branche zeichnen – mit 
überlangen Arbeitszeiten, cholerischen 
Vorgesetzten, schlechter Entlohnung und 
keinerlei Chance für Mitarbeiter, etwas 
zu lernen und sich weiterzubilden“, sagt 
Herta Neiß, Geschäftsführerin des MBA-
Lehrgangs für Tourismusmanagement an 
der JKU Linz. Dieses Bild entspreche aber 

nicht der Realität, so Neiß weiter. Es gehe 
daher vor allem darum, die positiven Bei-
spiele vor den Vorhang zu holen, um einen 
Imagewandel voranzutreiben. 

Gut, dann öffnen wir also den Vorhang 
und werfen einen Blick hinter die Kulis-
sen des Falkensteiner Hotels in Bad Le-
onfelden. Etwa zwei Drittel der Mitarbeiter 
kommen aus dem Mühlviertel, viele der 
insgesamt 70 Mitarbeiter sind schon seit 
der Eröffnung 2009 im Betrieb – was äu-
ßerst ungewöhnlich ist für eine Branche, 
die für ihre hohe Fluktuation bekannt ist. 
Eine der langjährigen Mitarbeiterinnen ist 
Isabel Rust – schon ein halbes Jahr nach 
der Eröffnung wurde die heute 37-Jähri-
ge zur Stellvertreterin des Hoteldirektors 
befördert. „Die Suche nach Mitarbeitern 
ist auch für uns eine Herausforderung. 
Aber wir machen sehr viel, um einerseits 
bestehende Mitarbeiter an unseren Be-
trieb zu binden und andererseits potenti-
ellen Mitarbeitern eine Karriere im Hotel 
schmackhaft zu machen“, erzählt die Lin-
zerin. So haben Mitarbeiter etwa mit der 
Falkensteiner-Akademie die Möglichkeit, 
ein Master-Programm in Bozen zu absol-
vieren. „Das sind keine Standard-Schu-
lungen, sondern ein Studium, das vom 
Unternehmen finanziert und unterstützt 
wird – für die Blockunterrichtszeiten wird 
der Mitarbeiter von der Arbeit freigestellt, 
auch die Fahrt- und Unterkunftskosten 
werden von uns übernommen“, so Rust. 
Man biete außerdem den Mitarbeitern 
die Möglichkeit, Auslandserfahrungen 
mit einem Praktikum in einem der 33  
Falkensteiner-Hotels europaweit zu ma-
chen. Aber auch Anreize wie die Mög-
lichkeit, einmal pro Woche den Spa-
Bereich des Hotels nutzen zu können,