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ger Zeit hat er selbst erlebt, wie bedacht
viele Unternehmer darauf sind, nicht un-
ter den Vorwurf der Bestechung zu ge-
raten. Ein Geschäftspartner retournierte
einen Gutschein im Wert von 30 Euro, weil
ein Kunde ihn nicht annehmen wollte – er
habe nicht den Compliance-Richtlinien
entsprochen.
Was Mitarbeiter machen dürfen, bis die
Grenze zwischen wirksamer Kunden-
bindung und Bestechung überschritten
ist, muss jedes Unternehmen selbst
entscheiden. Fest steht: Beschwerdema-
nagement ist kein neues Thema. Trotz-
dem scheinen sich viele Unternehmen
des Wertes der Beschwerde immer noch
nicht vollends bewusst zu sein. Dass sich
etwa die Beschwerden nach der Einfüh-
rung der Beschwerde-Plattform durch
das Magistrat verdoppelt haben, zeigt,
dass sich die Österreicher gerne be-
schweren. Und das ist auch gut so. Sie
verschaffen den Unternehmen damit jede
Menge Chancen, eine höhere Loyalität
gegenüber dem Unternehmen aufzubau-
en, als es ohne Beschwerde je möglich
gewesen wäre – ob es diese Chance dann
auch für sich nutzt, liegt an ihm. Harald
Kindermann ist jedenfalls überzeugt:
„Österreichische Unternehmen müssen
definitiv dazulernen, wenn sie möchten,
dass die Kaufkraft letztlich nicht in große
internationale Konzerne, die Beschwer-
demanagement bereits einen sehr gro-
ßen Stellenwert einräumen, abfließt.“_
eMOtiOn
als stärKstes instruMent
Der KunDenbinDunG
Christian Klar ist Geschäftsführer des Gutschein-Anbieters
INVENT
.
Da bei Beschwerden immer Emotionen im Spiel sind, ist
seiner Erfahrung nach emotionale Wiedergutmachung sehr wirksam,
wenn Kunden unzufrieden sind. Er ist überzeugt, dass Unternehmen
aber nicht nur angehalten sind zu reagieren, wenn es um Negatives
geht. Auch im Bereich der positiven Motivation spielt der Einsatz von
emotionalen Anreizen eine große Rolle.
Viele Unternehmen reagieren immer noch nicht adäquat auf Be-
schwerden. Die schlechteste Methode für jeden Unternehmer mit
Beschwerden umzugehen, ist, diese zu ignorieren. Das machen zwar
viele, aber das sind dann auch jene Unternehmen, die in der Regel
nicht auf Dauer am Markt bestehen können. Natürlich kann einmal
etwas schiefgehen. Aber dann ist man zumindest zu symbolischen
Akten angehalten.
eMotionale WiederGutMachunG.
Die Konkurrenz wird - egal in
welcher Branche – nicht weniger. Dadurch, dass so gut wie jedes
Unternehmen im Internet präsent ist, muss man selbst noch aktiver
sein, weil die persönliche Bindung fehlt. Diese persönliche Bindung
können Unternehmen mit emotionalen Werten wieder aufbau-
en und verstärken. Deshalb sind Gutscheine und Incentives auch
im Beschwerdebereich so gefragt. Wenn Unternehmen bei einer
Beschwerde einen Rabatt, also Geld, geben, ist das nichts, was der
Kunde unmittelbar mit Emotion verbindet. Sich ein wenig Geld zu
ersparen oder zurückzubekommen, ist nicht sehr emotional. Wenn
der Kunde hingegen etwas erhält, das mit Emotion zu tun hat, ist
das anders. Bekommt er ein Erlebnis, kann er sich wohlfühlen und
entspannen – und hat eine schöne Erinnerung.
vorausschauend handeln.
In vielen Fällen muss sich der Kunde noch
gar nicht beschwert haben, das Unternehmen sollte aber bereits
Beschwerdemanagement betreiben. Wenn ein Neuwagen für 70.000
Euro aus irgendeinem Grund auf der Autobahn stehen bleibt, zum
Beispiel wegen eines Elektronik-Fehlers, dann braucht sich der
Kunde nicht beschweren. Es ist klar, dass das Unternehmen reagie-
ren muss. In einem solchen Fall geht es vielmehr um Beschwerde-
vermeidung. Oft weiß das Unternehmen bereits, dass etwas schief-
gelaufen ist, obwohl sich der Kunde noch nicht beschwert hat.
Positive Motivation.
Doch auch wenn sich niemand beschwert hat,
können Unternehmen mit Emotion viel bewirken – etwa im Bereich
der positiven Motivation. Das gilt sowohl für Mitarbeiter als auch
Kunden. Wirksam ist es zum Beispiel, wenn man beim Kauf eines
neuen Autos dem Kunden einen Kurzurlaub dazu schenkt. Das lässt
sich sehr gut verbinden, weil in beiden Fällen die Emotion eine
große Rolle spielt. Bei der Personalführung geht es oft darum, seine
Mitarbeiter belohnen zu wollen. Jemand arbeitet zum Beispiel schon
lange in einem Unternehmen oder hat ein Projekt erfolgreich abge-
schlossen. Überall im und um das Unternehmen gibt es sehr viele
Menschen, denen man mit einem Gutschein Gutes tun kann, weil
etwas Positives passiert ist.