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Zwischen bindung
und bestechung
Bei der Lösung des Beschwerdefalles
kommt es neben den Ansprüchen des
Kunden auch auf die rechtliche Lage an.
„Die Unternehmen sind vorsichtig gewor-
den – es kommen schnell die Themen
Bestechung und Compliance aufs Tab-
lett“, meint Christian Klar, Geschäfts-
führer des Gutschein-Anbieters INVENT.
Wie weit darf Kundenbindung gehen bis
man unter den Verdacht der Bestechung
gerät? Eine Frage, auf die Unternehmen
oft keine Antwort wissen. „Im öffentlichen
Bereich müssen klare Regeln, wie es mit
Geschenkannahmen aussieht, vorgege-
ben werden, die mittlerweile auch schon
vorgegeben sind. Bei privat geführten
Unternehmen sehe ich es von der recht-
lichen Seite her nicht ganz so dramatisch.
Ich bin der Meinung, jedes Unternehmen
muss für sich entscheiden, ab wann es
in einen moralisch bedenklichen Bereich
kommt und man Geschenke oder Einla-
dungen ausspricht, die eigentlich nicht
mehr zum Geschäft passen“, meint Kin-
dermann. „Speziell in Deutschland und
Österreich sind Unternehmen aufgrund
von Skandalen, die es gegeben hat, mitt-
lerweile sehr empfindlich. Man ist sich
des Problems bewusst, sitzt aber in ei-
nem Boot und rudert in zwei Richtungen,
weil man seine Kunden ja auch bei Laune
halten und an das Unternehmen binden
will“, schildert Klar seine Sicht. Vor eini-
beliebige andere – ist „Wutundgut“. Man
sieht sich selbst als „moderne Schlich-
tungsstelle 2.0.“ Es gehe darum, Konsu-
menten und Firmen zusammen zu brin-
gen. „Das Besondere ist, dass wir Kritik
und Lob vereinen“, erzählt Geschäftsfüh-
rerin Ulrike Helm. „WutundGut“ sei aber
keine „Nörgler-Bühne“ oder „Auskotz-
Plattform“. Auf der Plattform werde zu 45
Prozent gelobt. Was aber versprechen sich
die Betreiber davon? „Jeder vierte Konsu-
ment (24 Prozent) ist der Meinung, dass
die Kundenbetreuung in Österreich in den
vergangenen Jahren schlechter geworden
ist“, zitiert Helm eine A1-Servicestudie aus
dem Jahr 2013, „dabei könnten Firmen im
Service-Bereich punkten sowie Sympathie,
Loyalität und Präferenz aufbauen. Wir fin-
den: Beschwerdemanagement gehört aus
dem Schattendasein! ,WutundGut’ ist un-
ser konstruktiver Beitrag.“
Unternehmen können sich auf der Platt-
form kostenlos registrieren. Um Geld zu
verdienen, setzen die Betreiber auf kos-
tenpflichtige
Unternehmens-Mitglied-
schaften mit gewissen Features ab 20
Euro pro Monat. Wutundgut.at startete
Anfang 2014. Seither hat es gut 350 Pos-
tings verzeichnet. Pro Tag lobt oder kriti-
siert also etwa ein Konsument. Er kann
dabei auch eine Stellungnahme oder Wie-
dergutmachung vom Unternehmen for-
dern. Diesem obliegt es dann zu reagieren.
Wird der Kunde zufriedengestellt, gilt der
Fall als gelöst.
gerade wegen comPliance
und besTecHung sind verTrauen
und PosiTive emoTion für firmen
besonders wicHTig.
christian klar
gEsChäFtsFührEr InVEnt