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beschwerDeManaGeMent –
wOrauF es anKOMMt
Daniela Höllerbauer ist Geschäftsführerin des Marktforschungs-
instituts
WHITEBOX. Um herauszufinden, was die Kunden eines
Unternehmens wirklich denken, setzt WHITEBOX seit Jahren das Mess-
instrument „Mystery-Testing“ ein. Anonyme Testkunden nehmen dabei
Kontakt zum Unternehmen auf und untersuchen die Servicequalität aus
der Kundenperspektive. So können Stärken und Schwachstellen identi-
fiziert und Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet werden.
Do!
enGaGeMent und verständnis.
trägt ein kunde eine beschwerde an
das Unternehmen heran, ist es seine Pflicht, mit engagement und ver-
ständnis an die sache heranzugehen, dem beschwerdesteller lösungen
aufzuzeigen, gegebenenfalls wiedergutmachungen anzubieten und sich
aufrichtig zu entschuldigen.
aktiv sein.
bei einer beschwerde gilt es dem kunden aktiv gegenüber-
zutreten. Passivität und zurückhaltung werden oft als unhöflich wahrge-
nommen und als desinteresse gewertet. es liegt am Unternehmen, dem
kunden zu zeigen, dass man auf seiner seite steht und die angelegenheit
für ihn zufriedenstellend abschließen möchte.
man sollte aber bedenken, dass Unternehmen viele beschwerden gar nicht
zu ohren kommen, da diese vorwiegend im bekanntenkreis ausgetauscht
werden. sich darauf zu verlassen, eine geringe zahl an beschwerden zu
bekommen, kann sich als trügerisch herausstellen. Umfassendes be-
schwerdemanagement sollte daher nicht nur die reaktion auf beschwer-
den, sondern auch proaktive Handlungen zur verbesserung der kundenzu-
friedenheit beinhalten.
Do not!
„also, da können Wir nichts dafür“.
wie sich in mystery-testings im-
mer wieder zeigt, fühlen sich mitarbeiter mit der bloßen äußerung einer
beschwerde persönlich angegriffen, sind überfordert, reagieren nervös
und geraten in Panik. Unternehmen sollten ihren kunden dankbar sein,
wenn sie offen und ehrlich ihre meinung über kleinere mängel äußern.
wer in dieser situation ruhig bleibt, seinem kunden für sein Feedback
dankt und sich um eine umgehende lösung des Problems annimmt, be-
weist wertschätzung und kann die beschwerde als chance zur weiteren
verbesserung seiner servicequalität nutzen.
„vielleicht hat es Ja nieMand beMerkt“.
wo menschen arbeiten, pas-
sieren Fehler – auch in den besten Firmen. Glücklicherweise sind kleinere
Pannen tolerierbar, solange man sich bei seinem kunden dafür entschul-
digt. noch besser wäre es, dem kunden darüber hinaus eine entschädi-
gung anzubieten. Unternehmen sollten also nicht darauf warten, ob sich
der kunde über ein missgeschick beschwert oder seinen ärger in weiterer
Folge seinen Freunden und bekannten kundtut, sondern die Gelegenheit
nutzen, um durch eine kleine wiedergutmachung seinen kunden wieder
positiv zu stimmen.
wenn eine firma
adäquaT reagierT, wird der
kunde eine HöHere bindung
Zum unTerneHmen Haben, als
er sie oHne bescHwerde Je
geHabT HäTTe.
harald kinderMann
prOFEssOr an DEr Fh stEyr
die Internet-Plattform und App „Schau auf
Linz“ kann sich jeder Bürger jederzeit und
überall beschweren – etwa über Müllab-
lagerungen oder kaputte Straßenlaternen
– und auch Ideen für Verbesserungen ein-
bringen.
Man habe erwartet, dass sich die Be-
schwerden vom herkömmlichen Bereich
auf die Plattform verlagern würden – im
Gegenteil. Aus 3.000 Beschwerden pro
Jahr wurden insgesamt fast 7.000, die
beim Magistrat eingegangen sind, erzählt
Wolfgang Neuhauser, Leiter des Magist-
rats Linz. Die Plattform startete 2013. „Wir
haben uns Gedanken gemacht, wie man
so ein Projekt am Leben hält. Aber es hat
sich herausgestellt, dass das gar nicht
notwendig ist, es läuft von selbst“, so Neu-
hauser. „Ziel war es, über einen nieder-
schwelligen Zugangsweg für die Bürger
transparent zu machen, was in der Stadt
passiert.“ Die steigenden Nutzungszahlen
verdeutlichen den Erfolg der Plattform.
2013 wurde sie mit dem eAward – einem
Preis für die österreichweit besten IT-Pro-
jekte – ausgezeichnet.
Eine Plattform, die ebenfalls das Beschwe-
ren forciert – aber nicht nur über das ei-
gene Unternehmen, sondern auch jedes