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und Innovationen sind viele Bäcker er-
folgreich. Denn während die Zahl der
Bäckereien insgesamt abnimmt, steigt
dafür bei den Verbliebenen die Zahl der
Mitarbeiter und der Umsatz.
Wie auch bei der Naturbackstube Ho-
neder. Als Geschäftsführer Reinhard
Honeder den Betrieb vor 20 Jahren mit
seiner Frau übernimmt, haben die bei-
den drei Mitarbeiter. Mittlerweile arbei-
ten etwa 120 Mitarbeiter für Honeder,
sein Unternehmen ist an dreizehn
Standorten vertreten, sieben davon in
Linz. Wir treffen uns mit Honeder in
der Filiale in der Stockhofstraße. Wäh-
rend unseres Gesprächs betreten eini-
ge Kunden das Geschäft, die nicht nur
einkaufen, sondern auch gleich mit der
Verkäuferin plaudern. Man kennt sich
hier offenbar. Honeder sitzt an einem
Tisch, nippt an seinem Kaffee und be-
stellt sich ein Semmerl mit Butter und
Salz. „Anfangs waren wir uns nicht si-
cher, ob wir die Bäckerei übernehmen
sollen, wir waren viel im Ausland unter-
wegs“, erinnert er sich, „aber uns war
klar: wenn, dann so, wie es sich gehört.“
1996 legt man sich selbst ein Reinheits-
gebot auf. Das heißt: keine Zutaten aus
der Backmittelindustrie, die Rohstoffe
direkt von Bauern aus der Region. „Wir
wollten reduzieren – früher hatte man
auch nur die Rohstoffe und den Ofen
selbst. So gehen wir heute auch vor.“
Neue Trends der Lebensmittelindustrie
wie etwa „Functional Food“, bei dem
gesunde Inhaltsstoffe und Vitamine
dazu gemischt werden, lehnt man ab.
„Das ist gegen unsere Philosophie – wir
wollen das beste Brot mit den besten
Zutaten backen und unsere Kunden
mit einem Extra-Lächeln beschenken“,
sagt Honeder. Auch was das Sortiment
betrifft, ist man konservativ. Donuts
werden die Gäste der Naturbackstube
nie in den Regalen finden – dafür tra-
ditionelle Mohnzelten, die schon Ho-
neders Großvater im heutigen Tsche-
chien verkauft hat. Das Rezept stammt
von seiner Uroma – sie war Köchin in
einem böhmischen Bürgerhaus.
Durchwachsene Stimmung
Honeder ist nicht nur Geschäftsfüh-
rer der Naturbackstube, sondern auch
Berufsgruppensprecher der oberöster-
reichischen Handwerksbäcker bei der
Wirtschaftskammer und vertritt damit
die Branche und bekommt viel von der
Stimmung unter seinen Mitbewerbern
mit. Im dritten Quartal 2014 beurteilten
nur elf Prozent der Bäckerei-Betriebe
in Österreich ihre Geschäftslage mit
„Gut“, 22 Prozent mit „Schlecht“, der
Rest als „Saisonüblich.“ „Insgesamt
ist die Stimmung sehr durchwachsen.
Während einige Betriebe die Lage posi-
tiv bewerten, sehen andere keine Pers-