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über Die bilDunG VOn MOrGen
mit dem ProJekt FreiraUm Hat die oÖvP bürGer dazU einGeladen, ideen Für die
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wicHtiGsten zUkUnFtstHemen Für die oberÖsterreicHer ist bildUnG. in diesem
bereicH Hat ProJektleiter klUbobmann tHOMAs stElzER viel vor.
Wir treffen Thomas Stelzer im Science Park
der Johannes Kepler Universität (JKU) zum
Interview. Die weitläufige und visionäre Ar-
chitektur zeichnet das Gebäude aus. Ein
äußerst passender Ort also, um über mor-
gen zu sprechen. Der Politiker erzählt, was
er sich für die Zukunft Oberösterreichs, be-
sonders im Bereich der Bildung, vorstellt.
Die Arbeitslosigkeit in Oberösterreich
liegt zwar unter dem Österreich-Durch-
schnitt, es ist aber noch keine Entspan-
nung in Sicht. Was ist jetzt zu tun?
STELZER
_Im Land tun wir alles, was möglich
ist. Gut 850 Millionen Euro sind heuer für In-
vestitionen vorgesehen. Diese Mittel fließen
in den Arbeitsmarkt, den Wohnbau, in For-
schung, Wissenschaft, Bildung, Infrastruk-
tur und vieles mehr. Das alles sind Berei-
che, die die Konjunktur stützen und damit
Arbeitsplätze vor Ort schaffen und sichern.
Immer eng verbunden mit dem Arbeits-
markt ist das Thema Bildung. Was
muss der ideale Lehrer können?
STELZER
_Wir haben viele großartige Päd-
agogen, die mit Herzblut bei der Sache
sind und gerne mehr machen würden, als
es der Lehrplan oder die Zeit erlaubt. Ich
würde mir wünschen, dass Lehrkräften
wieder mehr Möglichkeiten eingeräumt
werden, um sich verstärkt der Persönlich-
keitsentwicklung der Kinder annehmen zu
können. Neben der Wissensvermittlung
ist das eine der Kernaufgaben der Schule.
Was soll im Bereich Bildung in den
nächsten Jahren passieren? Welche Re-
formen sind aus Ihrer Sicht notwendig?
STELZER
_Entscheidend ist, was in den Klas-
senzimmern passiert und nicht, was drau-
ßen am Türschild steht. Wir müssen die na-
türliche Neugierde bei Kindern und jungen
Leuten möglichst lange erhalten. Begabun-
gen und Talente müssen gefördert und die
Bildungsmotivation hochgehalten werden.
Was wollen Sie unternehmen, um die
Förderung der individuellen Talente
möglich zu machen? Besonders vor
dem Hintergrund, dass – wie vorhin
angesprochen – der Lehrplan oder die
Zeit das den Pädagogen derzeit unmög-
lich machen.
STELZER
_Wenn wir einen Mentalitätswech-
sel schaffen, dass mehr Augenmerk
auf die Stärken und weniger auf die
Schwächen gelegt wird, dann wäre das
für viele Schüler schon eine wesentliche
Verbesserung. Was die Förderung von
Hochbegabten anlangt, freuen wir uns
beispielsweise über eine enge Zusam-
menarbeit mit der „Stiftung Talente“, die
derzeit rund 1.460 Schüler in Oberöster-
reich betreut.
Was sollte beim Thema Bildung Länder-
sache und was Bundessache sein?
STELZER
_Schulentwicklung, Standortent-
wicklung inklusive Schwerpunktsetzung
und Personalagenden können die Länder
besser gestalten. Dort kann schneller,
punktgenauer und flexibler entschieden
und umgesetzt werden. Den großen, dar-
über liegenden Rahmen, etwa grundsätz-
liche Bildungsziele oder Lehrpläne, sollte
der Bund einheitlich beschließen.
Welchen Bildungsweg sind Sie selbst
gegangen?
fotoGrafie_marIO rIEnEr
illustration_aLEXanDra auBÖCK
STELZER
_Nach der Matura am Gymnasium
Kollegium Aloisianum am Linzer Frein-
berg absolvierte ich das Studium der
Rechtswissenschaften an der JKU. In An-
spielung auf meine „technische Begabung“
war das wohl eine gute Entscheidung.
Trotz hoher Arbeitslosigkeit fehlt es in
vielen Branchen an Personal. Unter-
nehmer beklagen auch einen Lehrlings-
mangel. Wie kann man hier gegensteu-
ern?
STELZER
_Die duale Ausbildung als Karriere-
weg ist absolut top. Die ganze Welt benei-
det uns darum. Aber die Lehre hat bei uns
leider nicht den Ruf, den sie verdient. Wer
zum Beispiel eine technische Lehre er-
folgreich absolviert hat, kann sich de facto
über eine Arbeitsplatzgarantie freuen. Da
müssen wir ansetzen. Auch aus den HTLs
kommen tolle Absolventen, die für den
Standort OÖ genauso wertvoll sind. Der
Fachkräftemangel wird ja zusätzlich da-
durch verschärft, dass es immer weniger
junge Leute gibt, die eine entsprechende
Ausbildung beginnen können.
Sie sprechen von geburtenschwachen
Jahrgängen als eine Ursache für die
zurückgehende Zahl an Fachkräften.
Gleichzeitig ist die Jugendarbeitslosig-
keit sehr hoch. Kann man beziehungs-
weise wie kann man hier ansetzen?
STELZER
_Verglichen mit Spanien und Grie-
chenland, wo die Jugendarbeitslosenquo-
te um die 50 Prozent beträgt, sind es bei
uns mit 6,4 Prozent im Jahresschnitt 2014
deutlich weniger Junge, die keinen Job
haben. Ein Problem ist, dass manche aus
dem Bildungssystem rutschen oder nicht
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