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Doris Hummer

Bildungslandesrätin

die richtiGe richtunG

_Ich selbst habe nicht immer gewusst, wohin der be-

rufliche Weg gehen soll. Man sollte jedoch immer mit offenen Augen durchs 
Leben gehen und zum gegebenen Zeitpunkt auch den Mut haben, „Ja“ zu den 
Chancen zu sagen, die sich einem bieten. Wofür ich mich schließlich entschei-
de, das übe ich immer mit vollem Engagement und Leidenschaft aus – man 
sollte keine halben Sachen machen. 

entscheidunG – lehre oder Matura

_Diese Entscheidung ist mir nicht schwer 

gefallen. Die Matura und ein anschließendes Studium waren für mich immer 
klare Ziele, da es zu meiner Zeit noch nicht die Durchlässigkeit der dualen 
Ausbildung gegeben hat. 

Was Mich daMals beeinflusst hat

_Ich habe eigentlich gar nicht so viel darüber 

nachgedacht, ob ich Matura oder Lehre machen soll. Für Mädchen meiner 
Generation lautete die Frage lediglich: Wenn Matura, dann HAK oder HBLA? 
Doch selbst diese Entscheidung ist mir im Endeffekt leicht gefallen: Kochen 
und Handarbeit zählen nämlich nicht gerade zu meinen Stärken. 

lehre oder Matura bei unentschlossenheit?

_Dieses „oder“ gibt es nicht mehr. 

Ich würde Lehre UND Matura empfehlen. Aber diese Entscheidung hängt 
natürlich in erster Linie von den Interessen und der bevorzugten Lernform – 
Schulbank versus Praxislernen – ab.

Was beiM entscheiden hilft

_Offene Gespräche mit Familie, Eltern, Freun-

den und Pädagogen. Darüber hinaus sollte man auch das breite Angebot an 
professioneller Beratung in diesem Bereich in Anspruch nehmen – vor allem 
wenn man noch nicht genau weiß, wohin der eigene Weg gehen soll. 

Was tun, Wenn die entscheidunG doch nicht die richtiGe War?

_Das ist über-

haupt nicht schlimm, denn eine falsche Entscheidung hilft einem herauszufin-
den, was man nicht will. Und es gibt immer Möglichkeiten für einen Umstieg.

auf der suche nach deM trauMberuf

_Aus meiner Sicht sollten junge Leute das 

breite Angebot nutzen, das ihnen heute in diesem Bereich geboten wird: eine 
Schnupperlehre machen, Ferialjobs annehmen, sich bei Infoveranstaltungen 
und Projekttagen wie dem Girls’ Day informieren. Es kann auch sehr span-
nend sein, sich mit Eltern, Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten 
über deren Arbeit auszutauschen. 

gibt bei den Schülern sehr viel Poten-
zial. Aber du brauchst in diesem Alter 
jemanden, der dir ohne Druck entge-
gentritt.“ Wie stark der Druck von au-
ßen sein kann, hat Reisecker selbst 
gespürt – und war überrascht. „Ich war 
verwundert, wie sehr man vom Umfeld 
bewertet wird. Ich wurde immer wieder 
gefragt: Was verdient man als Doku-
mentarfilmer? Kannst du davon leben? 
Was tust du, wenn du ausgeträumt 
hast?“ Oft sei es schwer gewesen, mit 
diesem Druck umzugehen. Vor allem, 
als er seine Stelle als Kunststofftech-
niker kündigte. Viele seiner Bekannten, 
sowohl junge als auch ältere, meinten, 
er könne so einen Super-Job nicht ein-
fach aufgeben. Mit der Zeit wurde er 
aber gelassener und dachte sich: „Was 
soll mir passieren? Ich habe eine Lehre 
und ein Studium.“ 

Am falschen weg?

Dass junge Menschen nicht immer so-
fort den für sie richtigen Weg einschla-
gen, zeigt die Abbruchquote an der JKU. 
Vierzig Prozent seien laut Brandstätter 
eine untere Schätzung. Da Studienab-
brüche und -wechsel Frustrationen und 
finanzielle Kosten für Studierende und 
Universitäten verursachen, müsse die-
ser Prozentsatz gesenkt werden. Ein 
genereller Zeitpunkt, ab wann festste-
he, dass ein Studium falsch sei, lasse 
sich nicht nennen. Hier helfen aber zwei 
Richtlinien: „Erstens sollen ,versunkene 
Kosten’ keine Rolle spielen. Versunkene 
Kosten bezeichnen bisherige Investitio-
nen – etwa nach dem Motto: ,Jetzt habe 
ich schon drei Semester studiert und es 
wäre doch schade, wenn dies umsonst 
war’. Diese Denkweise ist irrational, da 
sowohl die Fortsetzung des ungeliebten 
Studiums als auch der spätere unge-
liebte Beruf weitere (psychische) Kosten 
verursachen. Zweitens helfen ,Dead-
lines’ enorm. Bevor eine Entscheidung 
(Studienabbruch: ja oder nein?) endlos 
hinausgezögert wird und die Frustration 
dadurch kontinuierlich ansteigt, beendet 
die Deadline diese Unentschlossenheit. 

,Wenn ich bis Ende des Sommersemes-

ters nicht mindestens 35 ECTS Punkte 
geschafft habe, beende ich mein Studi-
um’, wäre ein Beispiel für eine Deadline“, 
erklärt Brandstätter. 

Für Michael Reisecker macht es aus 
heutiger Sicht Sinn, wie sein Karrie-