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wie werDen wir, 

was wir werDen wOllen?

es Gibt in ÖsterreicH meHr als 200 UnterscHiedlicHe leHrberUFe. dazU 
verscHiedenste mittlere Und HÖHere scHUlen – tecHniscHe, kaUFmänniscHe, 
kUnstGewerblicHe Und allGemeinbildende. aUcH all die stUdienGänGe zU 
überblicken, ist ein dinG der UnmÖGlicHkeit Geworden. wie soll man sicH Hier, mit 
nicHt einmal FünFzeHn JaHren lebenserFaHrUnG, entscHeiden? warUm es keine 
FalscHen EntsCHEIDungEn Gibt, was eltern tUn kÖnnen Und warUm die GesellscHaFt 
kein mitsPracHerecHt Haben sollte.

Michael Reisecker ist Dokumentarfil-
mer. Seine Sendung Reiseckers Reisen 
läuft derzeit Dienstagnacht auf ORF1. Der 
32-jährige Innviertler liebt seine Arbeit 

– damit hat er sein wichtigstes Karriere-

ziel schon erreicht. Die Tourismusschule 

hat er abgebrochen, dann eine Lehre als 
KFZ-Mechaniker gemacht, an der FH 
Wels „Entwicklungsingenieur Metall- und 
Kunststofftechnik“ studiert und bei Borea-
lis in der Forschung gearbeitet. „Dort hat-
te ich alles – nette Kollegen, tolle Chefs, 
viel Geld und Eigenverantwortung. Der 

Job war die ,eierlegende Wollmilchsau’“, 

erzählt er. Nach einer Weile habe sich aber 
Unzufriedenheit eingeschlichen. Irgend-

wann dachte er: „Was mache ich hier?  Ich 
bin im falschen Film.“ Reisecker kündig-
te bei Borealis und beschloss, wie schon 
früher, als Skilehrer zu arbeiten. Schon 
lange hatte er geplant, sich Österreich an-

zusehen. Bevor er seinen Job als Skilehrer 
antrat, reiste er mit einem umgebauten 
VW-Bus und einer Kamerabrille durch 
Österreich. Das Filmmaterial von dieser 
zweimonatigen Fahrt schickte er an eine 
Filmfirma. Der Rest ist Geschichte. „Es 

hat nie einen Masterplan gegeben. Hätte 
mir damals jemand gesagt, dass ich Fil-
memacher werde, hätte ich das niemals 
geglaubt“, meint Reisecker heute.

Den richtigen Weg für sich zu finden, ist 
nicht immer leicht. „Das Angebot an Be-
rufs-, Schul- und Informationsmöglich-
keiten hat deutlich zugenommen“, meint 
Andrea Eichmair vom AMS Linz, „dem 

Thema ‚Berufsorientierung‘ wird ein gro-

ßer Stellenwert zugeschrieben. Wenn 

Jugendliche diese Angebote in Anspruch 

nehmen, erhalten sie eine gute Unterstüt-
zung. Sind sie aber mehr oder minder auf 
sich gestellt, sind sie oft überfordert.“
 
Die erste Entscheidung für eine Richtung 
ist nach der Unterstufe fällig. Zur Auswahl 
stehen weiterführende Schulen und eine 
Lehrausbildung. Bei den Schulen wiede-
rum allgemeinbildende sowie berufsbil-
dende höhere Schulen und berufsbilden-

de mittlere Schulen. Über 200 Lehrberufe 
sind in Österreich möglich. Ist noch nicht 
klar, wohin der Weg gehen soll, entschei-
den sich tendenziell mehr für die Schule 
anstatt für eine Lehre. Dies zeigt sich 
etwa daran, dass die Schülerzahlen von 

1990 bis 2013 insgesamt leicht zurückge-

gangen sind, die allgemein und berufsbil-
denden höheren Schulen aber trotzdem 
immer mehr Schüler verzeichnen. „In den 
letzten Jahren ist ein Trend zu beobachten, 
dass viele Jugendliche in weiterführende 
Schulen gehen möchten, beziehungs-
weise auch die Eltern dies bevorzugen 

– selbst dann, wenn die schulischen Leis-

tungen dem nicht entsprechen“, erzählt 
Eichmair von ihren Erfahrungen. Sie rät 
in diesen Fällen aber zu einer Lehraus-
bildung. „Die Lehre ist in der Wirtschaft 
sehr anerkannt und in vielen Bereichen 
werden gute und motivierte Lehrlinge 
gesucht. Eine Weiterbildung beziehungs-
weise Karrieremöglichkeit ist mit einer 

Lehrausbildung ebenso möglich wie mit 
einer weiterführenden Schule“, meint sie. 
Die Frage, ob eine Lehre oder Schule sinn-
voller ist, wenn man noch keinen konkre-
ten Berufswunsch hat, will Gregor Höller, 
Leiter des Firmenservice am BFI, nicht 
pauschal beantworten: „Menschen haben 
einfach verschiedene Veranlagungen, de-
nen die gewählte Ausbildung entsprechen 
sollte. Natürlich sollte man dabei Aspekte 
wie etwa die Lage am Arbeitsmarkt nicht 
ganz aus den Augen verlieren.“

Kopf und bauch 

entscheiden lassen

Überhaupt geht der Trend Richtung aka-
demischer Ausbildung – in den vergan-
genen 25 Jahren ist die Zahl der Studien-
abschlüsse an öffentlichen Universitäten 
und Fachhochschulen von etwa 12.000 
auf 46.415 im Studienjahr 2011/12 gestie-
gen. Aber auch hier sind viele – ebenso 

lehrlinGsaKaDeMie Des bFi

 

die lehrlingsakademie bietet eine ergänzung zu den inhalten und 
Fähigkeiten, die in der praktischen ausbildung und berufsschule 
vermittelt werden. lehrlinge können ihre soft skills weiterentwickeln, 
beziehungsweise diese in einem geschützten Umfeld reflektieren. in 
der schule versäumtes, aber für den betrieb notwendiges wissen, kann 
noch einmal wiederholt und aufgefrischt werden.

anGebot für lehrlinGe

anGebot für lehrlinGsausbildner

Fort- und weiterbildungen (ausbildung zum lehrlingscoach, 
ada – ausbildung der ausbildner)

www.bfi-ooe.at

Förderung und entwicklung von sozialkompetenzen

suchtprävention

begleitendes lernen (laP-vorbereitungskurse, 
maßgeschneiderte Firmenkurse für lehrlinge)