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reise in Die ZuKunFt

 

Auf der einen Seite eine neue Generation an Mitarbeitern, die großen 
Wert auf Work-Life-Balance legt. Auf der anderen Seite immer ältere 
Mitarbeiter, die ebenso besondere Ansprüche haben. „Ich muss als 
Arbeitgeber die Bedürfnisse meiner Mitarbeiter kennen – einer jungen 
Mutter muss ich ganz andere Anreize geben als einem 20-jährigen Mit-
arbeiter“, sagt Personal-Expertin Christine Güttel. 

akadeMisierunG. 

„Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren einen 

neuen Mitarbeiter-Typus im Tourismus haben“, sagt Güttel. Immer mehr 
Institutionen bieten akademische Ausbildungen für den Tourismus an. 

„Diese Gruppe an Mitarbeitern muss ich auch richtig abholen können – 

sie haben ganz andere Erwartungen an ihr Arbeitsumfeld und an die 
Personalführung“, so Güttel weiter. 

Generation Y.

 Der Wertewandel lässt sich am besten bei jungen Bewer-

bern beobachten. Oft ist es nicht das Gehalt, mit dem man qualifizierte 
Mitarbeiter anlocken kann – vielmehr zählen heute immaterielle Werte. 

„Es besteht nicht mehr die Bereitschaft, 70 oder 80 Wochenstunden zu 

arbeiten, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit ist 
der Generation Y wichtiger“, sagt Christine Güttel. Individuell auf die 
Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen, ist das Erfolgsgeheimnis. Isabel 
Rust vom Falkensteiner Hotel in Bad Leonfelden kennt auch die Bedürf-
nisse von jungen Müttern: „Den Wiedereinstieg so einfach wie möglich 
zu machen, ist ganz wichtig. Sonst verliert man wertvolle Mitarbeiter, die 
den Beruf gern machen – aber eben im Einklang mit ihrer Familie“, sagt 
die 37-jährige stellvertretende Hoteldirektorin, die selbst Mutter eines 
kleinen Kindes ist. 

deMoGrafischer Wandel.

 Nicht nur wegen ihrem Erfahrungsschatz kann 

kaum ein Betrieb noch auf ältere Mitarbeiter verzichten – der Anteil älte-
rer Menschen an der Bevölkerung wird immer größer. „Ältere Mitarbeiter 
brauchen immaterielle Anreize wie etwa eine flexiblere Arbeitszeitge-
staltung“, weiß Christine Güttel. 

nicht zu Transparenz verpflichtet, man hält 
sich daher oft auch vor den Mitarbeitern 
bedeckt. Der Trend gehe in der Hotellerie 
aber ohnehin weg vom Familienbetrieb, ist 
Bertsch überzeugt. In der Stadthotellerie 
ist diese Entwicklung längst im Gang, aber 
auch in der Ferienhotellerie sind immer 
mehr Hotelketten im Vormarsch. Oft sind 
die Standorte so entlegen, dass sich die 
Nachfolgegeneration gegen die Weiter-
führung des Hotels entscheidet. „Wir kön-
nen die internationale Hotellerie natürlich 
nicht eins zu eins kopieren“, sagt Bertsch. 
In einigen Punkten könnten die österrei-
chischen Hotels aber durchaus etwas ler-
nen von internationalen Betrieben. Etwa 
die klare Definition von Standards und Ab-
läufen, Mitarbeiter on the job zu trainieren 
und die höhere Transparenz. 

Es sind aber wohl nicht nur die Betriebe 
selbst und die gesetzlichen Rahmenbe-
dingungen, die dem Fachkräftemangel im 

Tourismus entgegenwirken können. Auch 

der Gast spielt dabei eine Rolle! Mit der 
Hektik unserer Zeit steigt natürlich der 
Anspruch an unsere Freizeit – man will so 
schnell wie möglich entspannen können, 
Wünsche sollen am besten schon erfüllt 
werden, bevor sie überhaupt ausgespro-
chen wurden. Verständlich. Aber eines 
sollte der gestresste Gast dennoch nicht 
vergessen: Auch der Mensch, der ihm 
seinen Kaffee serviert, der das Hotel führt 
oder für sein leibliches Wohl sorgt, ist im-
mer mehr Stress ausgesetzt. Hier begeg-
nen sich also zwei Menschen im Wandel 
der Zeit. Warum nicht auf Augenhöhe? 

„Der Beruf im Tourismus muss wieder ein 

geachteter in unserer Gesellschaft wer-
den. Wir können stolz auf die Menschen 
sein, die mit Begeisterung diese Dienst-
leistung machen“, sagt Johannes Roither. 

„Jeder sollte ihnen das auch in Form von 

Achtung und Respekt zeigen.“ Arbeitgeber 
ebenso wie Kunden._

„in kaum einer anderen branche kann 

man so schnell karriere machen.“

isabel rust, 37 Jahre, resident managerin