37

Ab Herbst 2015 sind es 58 Studiengän-
ge, die an der FH OÖ angeboten werden 

– darunter zukunftsweisende Fächer wie 

Sustainable Energy, Information Security, 
Lebensmitteltechnologie und Ernährung 
sowie Global Sales. Die Einführung neuer 
Studiengänge ist also die Antwort auf die 
Frage: Was braucht die Wirtschaft? Die 
Absolventen der Fachhochschule sind da-
mit als Mitarbeiter so gefragt wie noch nie. 
Eine aktuelle Spectra-Umfrage bei 200 
Unternehmen zeigt: Zwei von drei Unter-
nehmen beschäftigen mittlerweile Alumni 
der FH OÖ. Nicht nur Jobmotor, sondern 
auch Innovationsmotor soll die Hochschu-
leinrichtung für Oberösterreich sein – seit 
deren Bestehen hat das Land rund 269 
Millionen Euro investiert. „Jeder investier-
te Euro hat sich gelohnt“, sagt Bildungs-
landesrätin Doris Hummer. Das beweist 
auch eine Studie von Friedrich Schnei-
der, Professor an der JKU: Der zusätzli-
che Wertschöpfungseffekt am regionalen 
Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2013 
rund 150 Millionen Euro. In Österreich 
zählt die FH OÖ somit längst zur Elite. Ge-
schäftsführer Gerald Reisinger gibt sich 
damit aber noch lange nicht zufrieden: „In 
bestimmten Kompetenzfeldern nehmen 
wir in Europa sowohl in der Lehre als auch 
in der Forschung eine Spitzenposition ein. 
Und diese möchten wir auch auf internati-
onaler Ebene ausbauen“, sagt er. Wir tref-
fen uns mit ihm am FH Campus in Wels. 

Die FH OÖ feiert ihr 20-jähriges 

Jubiläum, Sie selbst sind bereits zehn 
Jahre Geschäftsführer. Was haben Sie 

sich damals 2004 zum Ziel gesetzt – wie 
geht es Ihnen mit der Umsetzung?

Im Wesentlichen waren es zwei Ziele: Ers-
tens die FH OÖ zu einer führenden Mar-
ke in Österreich zu machen – das haben 
wir erreicht. Und zweitens, die damals 
sehr heterogene Struktur der FH OÖ zu-
sammenzuführen. Das haben wir in zwei 
Schritten gemacht. Zuerst haben wir die 
Fakultäten gebildet und die Studiengänge 
thematisch innerhalb der Fakultät zusam-
mengeführt. Im nächsten Schritt führen 
wir die Fakultäten zu einer einheitlichen 

FH OÖ zusammen – da sind wir auch auf 
einem sehr guten Weg. 

Welche Ideen sollen als nächstes 

umgesetzt werden?

Das stetig erweiterte Angebot an Studi-
engängen macht einen Ausbau der Infra-
struktur dringend notwendig. In Hagen-
berg haben wir bereits gebaut, nun folgen 
Steyr und Wels. Das zweite Thema ist die 
Internationalisierung. Den Blickwinkel der 
Studierenden zu öffnen und zu erweitern, 
das ist aus meiner Sicht auch Teil des Bil-
dungsauftrages, den wir als FH OÖ haben.

Setzen Sie dabei direkt im 
Studienplan an? 

Ja, die Werkzeuge dafür sind das Angebot 

an englischsprachigen Lehrveranstal-
tungen. Wir schaffen es derzeit in jedem 
Studiengang jedem Studenten zumindest 
ein Semester in englischer Sprache zu 
ermöglichen. Darüber hinaus bauen wir 
konsequent die Anzahl der rein englischen 
Studiengänge aus. Und dann gehört na-
türlich noch dazu, den englischen Studien-
gang weltweit zu vermarkten. 

Die Qualität einer Hochschule hängt sehr 
stark von eben diesem Lehrpersonal ab. 

Wie garantieren Sie diese Qualität?

Wir haben einerseits einen sehr gut struk-
turierten Aufnahmeprozess, bei dem auch 
die Personalleiterin stark eingebunden 
wird, um vor allem auch auf die soziale 
Kompetenz der Interessenten zu ach-
ten. Wenn die Kommission nämlich aus-
schließlich fachlich ausgerichtet ist, dann 
bekommt man Leute, die zwar die 27. Ab-
leitung einer Formel auf die Tafel zaubern 
können, die aber den umfassenden Bil-
dungsauftrag gegenüber den Studierenden 
aus den Augen verlieren. Es geht jedoch 
nicht nur um die Auswahl des Personals, 
sondern vor allem um die permanente Wei-
terentwicklung – auch in den Soft-Facts. 

Was ist die Aufgabe einer FH im 
Vergleich zur Uni?

Ich glaube, dass die Grenzen zunehmend 
verschwimmen werden. Der wesentliche 
Unterschied liegt in der Persönlichkeit der 
Studierenden. Manche brauchen im Über-
gang von der Sekundar- zur Tertiärstufe 
einen geregelten Ablauf, andere wollen al-
les alleine gestalten. Der Vorteil des hete-
rogenen Systems ist, dass beide Möglich-
keiten offeriert werden. In der Forschung 
werden wir industrienäher bleiben als die 
Unis. Die Aufgabe der Unis ist die Grund-
lagenforschung – sich also mit den Dingen 

zu beschäftigen, die in 15 bis 20 Jahren re-

levant sind. Unsere ist es, sich mit jenen 
Dingen zu beschäftigen, die in den nächs-
ten fünf Jahren von Bedeutung sind. Unser 
System ist darauf ausgelegt, sehr eng mit 
der Wirtschaft vernetzt zu sein. 

Wie kann man als Maturant die Entschei-

dung „FH oder Uni“ bestmöglich treffen? 

Der Übergang von der Schule zur FH ist 
tendenziell sanfter als zur Uni. Wir sehen, 
dass es exzellente Leute gibt, für die der 
Bruch zwischen Schule und Uni zu ra-
dikal ist. Und wenn man sich die führen-
den Unis weltweit ansieht, dann erkennt 
man, dass diese ein strafferes, stärker 
strukturiertes System haben als die Unis 
im deutschsprachigen Raum. Und außer-
dem, spätestens nach dem Auslandsse-
mester oder Pflichtpraktikum kommt die 
Selbstständigkeit sowieso ganz von allein. 
Grundsätzlich kann ich Folgendes raten: 
Wer sich dazu entschieden hat, in der 
Wirtschaft zu arbeiten, dem empfehle ich 
die FH – wir führen unsere Studierenden 
eher auf einen Job in der Wirtschaft hin als 
die Unis das tun. Geisteswissenschaften 
und Ähnliches wären hingegen nicht unser 

Thema. Wir brauchen beide Qualifikatio-

nen als Gesellschaft in Summe. 

Die Zeit wird immer schnelllebiger 

– kann da ein Lehrplan überhaupt 

mithalten? Ist das, was man heute lernt, 
morgen noch gültig?

Der Veränderungsprozess läuft perma-
nent. Im Bereich IT ist das ganz offensicht-
lich: Die Programmiersprache, die wir den 

ich glaube, dass es langfristig zu einem Wettkampf 

um die besten studierenden kommen Wird.

Gerald reisinGer

gEsCHäFTsFüHrEr FH OBErÖsTErrEICH