22
Hochschulen marschieren wir in Oberös-
terreich in eine gute Richtung. Seit zwei
Jahren gibt es akostart, da entsteht etwas.
Wir brauchen Geduld, die Wege sind ge-
legt. Die Bereitschaft aller Institutionen
und Verantwortlichen manifestiert sich
in der akostart Gründung“, sagt Reisin-
ger im Zuge einer von Academia Superior
veranstalteten Podiumsdiskussion zum
Thema Ende September. Die Aufbauar-
beit scheint tatsächlich bereits Früchte
zu tragen – und das mit einem minimalen
Budget, das über einen Schulterschluss
von privaten Unternehmen, den drei
Hochschulen selbst, der Wirtschaftskam-
mer OÖ und Forschungslandesrätin Doris
Hummer sowie Wirtschaftslandesrat
Michael Strugl bisher gestemmt wurde.
Gerold Weisz versucht im Zusammenspiel
mit Markus Manz vom Hightech-Inkubator
tech2b die oberösterreichische Industrie
zu sensibilisieren und davon zu überzeu-
gen, dass ein frühzeitiges Engagement im
Start-up-Bereich ein großes Innovations-
und Zukunftspotential auch für die Indus-
triebetriebe birgt. Viele Projekte suchen in
der frühen Phase etablierte und finanz-
starke Partner und sind bereit, Anteile für
vergleichsweise wenig Geld abzugeben.
Die Praxis funktioniert
Michael Plöckinger kennt die Unterstüt-
zung von akostart oö aus eigener Erfah-
rung. Er kommt mit dem hochschulüber-
greifenden Prä-Inkubator im Rahmen
der FH-Vorlesung „Entrepreneurship“ in
Kontakt. Plöckinger ist leidenschaftlicher
Fliegenfischer – wann immer er neben
seinem
berufsbegleitenden
Master-
Studium Supply Chain Management an
der FH Steyr Zeit findet, verbringt er sie
an Fischgewässern. Doch dafür müssen
Tageslizenzen bei zuständigen Ausgabe-
stellen erworben werden – und die sind
spontan oft nicht erreichbar. „Da ist mir
die Idee einer App gekommen, über die
nicht nur alle Informationen zu den Ge-
wässern leicht zugänglich sind, sondern
auch die Lizenzen online erworben wer-
den können“, sagt Plöckinger. Er präsen-
tiert seinen Plan bei akostart und wird in
das Programm aufgenommen. Neben
der Begleitung und wertvollen Feedbacks
bekommt er auch gleich einen Platz im
Co-Working-Space von akostart, wo er
kostenlos für ein Jahr das Projekt vor-
antreiben kann. Bei Netzwerkveranstal-
tungen im Co-Working-Space lernt er
Wolfgang Lang kennen. Der ist kurz vor
Abschluss seines Wirtschaftsstudiums an
der JKU – als Ausbildungsschwerpunkt
hat er Unternehmensgründung und Un-
ternehmensentwicklung gewählt und ist
auch am zugehörigen Institut während
des Studiums sehr aktiv. Außerdem ist
er ebenfalls begeisterter Fischer und will
sich nach mehreren Arbeitsmeetings am
Projekt beteiligen. Die beiden gründen
bissanzeiger.net, feilen gemeinsam am
Businessplan und starten mit der Umset-
zung. Im Rahmen des akostart-Advisory-
Boards bekommen sie die Möglichkeit, ihr
Projekt Start-up-Größen wie Runtastic-
Gründer Alfred Luger, 123people-Gründer
Bernhard Lehner und Stefan Kalteis oder
karriere.at-Gründer Oliver Sonnleithner,
Klaus Hofbauer und Jürgen Smid zu prä-
sentieren. Von denen bekommen sie nicht
nur Feedback und Tipps, sondern nach
kurzer Zeit auch ein Investmentangebot.
Oliver Sonnleithner und Klaus Hofbauer
können sich mit dem Projekt und den bei-
den Gründern so sehr identifizieren, dass
sie als Business Angels einsteigen. Nicht
nur sie sind vom Projekt überzeugt. Auf
Facebook sind bereits über 36.700 Fans
auf ihrer Seite aktiv. Im Frühling, wenn
die Angelsaison wieder losgeht, will man
durchstarten. Derzeit werden Kooperati-
onen mit den Gewässerbewirtschaftern
ausgemacht, bei zwei Gewässern läuft das
System bereits reibungslos. „Wir haben
über die Plattform akostart oö den Kon-
takt zu den beiden Gründern bekommen
und waren schnell überzeugt, dass dieses
Projekt international erfolgreich werden
kann. Das Investment war dann die logi-
sche Folge“, sagt Oliver Sonnleithner.
Schnittstelle Innovation –
Mensch – Kapital
Auch ohne Millionen von privaten Gönnern
hat der Aufbau des hochschulübergreifen-
den Vorzeigemodells akostart oö bis jetzt
geklappt. Ob das Potential nun gehoben
und man mit Standorten wie München
mithalten kann, wird sich in den nächs-
ten Monaten und Jahren zeigen – Politik,
Hochschulen, Industrie, Wirtschaft und
Banken sind laut Gerold Weisz gleicher-
maßen gefordert. „Wir müssen die Struk-
turen nun nachhaltig festigen und die Res-
sourcen erhöhen, vor allem aber brauchen
wir ein Frühphasen-Finanzierungsvehikel.
Die guten Projekte müssen in der frühen
Phase unkompliziert zu Beteiligungska-
pital kommen. Das ist die wesentliche
Herausforderung, der wir uns nun alle
stellen müssen. Wenn wir als Ergänzung
zur Begleitung und Infrastruktur im Rah-
men von akostart nicht auch die Finanzie-
rung der Projekte bewerkstelligen können,
dann werden wir das Potential am Wirt-
schaftsstandort nicht nutzen können.“ Ein
weiterer Schwerpunkt im nächsten Jahr
soll auf den Aufbau von internationalen
Verbindungen gelegt werden – in Richtung
Berlin, London und die USA. Vielleicht ein
kluger Schachzug, wenn sich die Projekte
bereits frühzeitig international ausrich-
ten…_
die bissanzeiger.net-gründer Wolfgang lang und michael
plöckinger bei ihrer lieblingsbeschäftigung dem angeln.
bereits 36.700 fischerkollegen nutzen ihre community
auf facebook.