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kein engstirniges Frage-Antwort-Spiel 
sehen, sondern ein fließendes Gespräch, 
das macht es aus und da merkt dann der 
Seher, dass es nicht aufgesetzt ist, son-
dern jetzt im Moment passiert. 

Wie gelingt es Ihnen, so ein fließendes 
Gespräch entstehen zu lassen?

Es hilft natürlich, dass ich die Politi-
ker zum Teil schon lange gut kenne. Es 
darf aber natürlich dennoch keinen Ku-
schelkurs geben. Eine politische Dau-
erwerbung, wie man sie von zumeist 
sehr kleinen Sendern kennt, die gibt’s 
bei uns nicht. Es muss kritisch gefragt 
werden, Probleme müssen angespro-
chen werden. Was aber meiner Meinung 
nach nicht sein darf, ist die Art, wie sehr 
große Sender mittlerweile mit Politi-
kergesprächen umgehen. Da geht’s nur 
noch darum, so lange auf den Politiker 
draufzuschlagen bis die Sendezeit vorbei 
ist. Das halte ich für problematisch, weil 
dabei Inhalte und Informationen verloren 
gehen. Inhalt ist nur noch ein Reagieren 
des Politikers auf die Angriffe des Mode-
rators. 

Ist es das, was die Seher erwarten?

Nein, ich glaube nicht, dass der Seher 
das sehen will. Er will vielmehr infor-
miert werden, Antworten auf aktuelle 
Fragen bekommen. Und deshalb ist das 
Wichtigste für mich, die Themen im Land 
anzusprechen: Warum haben wir eine so 
hohe Arbeitslosigkeit, warum schafft es 
die Politik nicht, diese zu bekämpfen? 
Warum sagen große Unternehmen, sie 
wandern ab? Warum schafft es die Poli-
tik nicht, dagegen die richtigen Mittel zu 
finden? Das gehört angesprochen. Aber 
nicht, indem man nur auf den Politiker 
hinhaut. Das lehne ich ab.

fernsehauftritte Von 

PoLitiKern Können einen 

entscheidenden einfLuss auf 

Jene haben, die noch unsicher 

sind, Wen sie WähLen soLLen.

 

DiEtMAr MAiEr

geSCHäFtSFüHReR UnD pROgRammCHeF VOn Lt1 

Ist es manchmal schwierig, als Jour-
nalist immer objektiv zu sein und die 
eigene Meinung außen vor zu lassen?

Natürlich gibt’s auch den privaten Mai-
er, der genau so zur Wahlurne geht und 
sich ein Bild von den Parteien macht. 
Und natürlich gibt es Parteien, deren 
Programm ich ablehne. Doch wenn ich 
dort sitze, sind meine persönlichen Inte-
ressen völlig unwichtig. Es geht darum, 
die Interessen der Oberösterreicher zu 
treffen – ich versuche, jene Fragen zu 
stellen, die die Oberösterreicher inter-
essieren. 

Gibt es dabei Fragen, die tabu sind?

Zu sehr ins Private zu gehen, das macht 

man einfach nicht. Ein gewisses Maß an 
journalistischer Ethik muss es geben. 
Es gibt einfach Grenzen – und die fangen 
dort an, wo der Politiker sagt: Nein, das 
möchte ich nicht beantworten. 

Spricht man sich da vorher schon ab?

Grundsätzlich nicht. Es sei denn, es gibt 
private Fragen, bei denen ich nicht si-
cher bin, ob er diese beantworten will. 
Dann kläre ich das im Vorfeld ab.

Wie ist das Feedback der Seher auf die 

Sommergespräche?

Oh, wir bekommen Massen an Zusen-
dungen nach den Sommergesprächen.  
Die meisten Briefe bekomme ich von 
Lehrern. Sie richten sich oft gegen mich, 
obwohl ich sehr objektive Fragen stelle.  
Die Bildungspolitik ist natürlich ein sehr 
heißes Thema zur Zeit. Es sind übrigens 
auch sehr lustige Zuschriften dabei – 
einmal hat mich eine Dame gefragt, wie 
ich es denn schaffe, eine halbe Stunde 

mit überschlagenen Beinen zu sitzen 
(lacht). 

Und darauf finden Sie eine Antwort?

Klar, es werden alle Einsendungen be-
antwortet. 

Dürfen wir uns heuer wieder auf einen 
spannenden Sommer freuen?

Heuer insbesondere, weil nächstes Jahr 
Landtagswahlen sind, die werden na-
türlich der Schwerpunkt der Sommer-
gespräche sein. Und damit wird es ganz 
einfach spannend, weil es auch für die 
beiden Großparteien eine spannende 
Wahl wird. Weil nichts mehr so ist wie 
früher. Es gibt einige neue Parteien, die 
reindrängen und eine Option für die 
Wähler sind. 

Weil Sie die neuen Parteien anspre-

chen – was würden Sie einem Politiker 
raten, worauf er achten soll, damit er 
im Fernsehen tatsächlich die Botschaft 
rüberbringt, die ihn ausmacht?

Ich glaube, es braucht vor allem Ehr-
lichkeit. In Deutschland ist diese neue 
Ehrlichkeit der Politiker wieder da – Pro-
bleme werden offen angesprochen. Das 
ist in Österreich noch nicht angekom-
men – hier wird immer noch versucht, die 
Probleme eher zu verdecken. In Zukunft 
braucht es aber Leute, die die Probleme 
wirklich beim Namen nennen, auch wenn 
es unpopulär und unangenehm ist._ 

Lt 1 - soMMErGEsPräch

immer mittwochs

ab 2. Juli 2014

Tipp