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gesund ist eine
abWechsLungsreiche arbeit,
die im WechseL zWischen sitzen,
stehen und gehen erfoLgt.
JohANNEs GErLiNGEr
aRZt FüR aLLgemeIn- UnD aRBeItSmeDIZIn
allen anderen Faktoren – ob das Qua-
lität oder Innovation ist - perfekt sein.
Das muss laufen wie ein Uhrwerk. Es
kommt auf das Team an – nur wenn die
Mitarbeiter körperlich und geistig funk-
tionieren, wenn es ihnen gut geht, dann
haben wir eine top-effiziente Produkti-
on.“
Motivationsfaktor
Wertschätzung
Gerd Bauer (Name von der Red. ge-
ändert) ist ein Teil dieses Teams bei
Nemak. Er sitzt zwei Büros weiter von
Geschäftsführer Gröschel. Wobei er ei-
gentlich gerade steht (Stichwort höhen-
verstellbarer Schreibtisch) und an einer
technischen Entwicklung tüftelt. Nach
Feierabend trifft er sich mit ein paar
Kollegen zum Tischtennisspielen im ei-
gens dafür umfunktionierten Raum im
Firmengebäude von Nemak. Er könnte
aber auch den Fitnessraum aufsuchen,
an einer Fitnessstunde teilnehmen
oder bei einer Shiatsu-Behandlung
oder Massage entspannen – all diese
Möglichkeiten bietet Gröschel seinen
Mitarbeitern. Nach einem intensiven
Arbeitstag fühlt sich Gerd Bauer weder
ausgelaugt noch erschöpft. Er fühlt sich
ganz einfach fit und gesund. Da ist aber
noch etwas, ein ganz spezielles Gefühl.
Das Gefühl, wertgeschätzt zu werden.
„Ein Mitarbeiter soll spüren, hier wird
auf mich geachtet, mein Arbeitsplatz ist
angemessen auf mich eingerichtet“, er-
klärt Gröschel und führt uns stolz durch
die Produktionshallen, wo er ebenso auf
höhenverstellbare Schraubstöcke und
Hebehilfen setzt. Mit all diesen Maß-
nahmen möchte er sein Ziel erreichen,
dass seine Mitarbeiter morgens mit
guter Laune in die Firma kommen und
Spaß an der Arbeit haben. „Das Busi-
leitfaDen für einen
optimalen arbeitsplatZ
1. SCHREIBtISCH
Ein Drittel Stehen und zwei Drittel Sitzen steigern nachweislich die
körperliche und geistige Leistungsfähigkeit am Bildschirmarbeitsplatz
– Schreibtische mit Sitz- und Stehfunktion sind daher empfehlenswert.
Bildschirm, Tastatur und Schulterachse sollten in etwa parallel ausge-
richtet sein. Der ideale Sehabstand zum Bildschirm ist subjektiv, für die
meisten liegt er deutlich über 50 Zentimeter. Der Kopf sollte leicht nach
unten geneigt sein.
2. GESunD SItzEn
Oberschenkel und Unterschenkel, Oberarm und Unterarm sollten
in etwa einen rechten Winkel bilden, die Füße mit der ganzen Sohle
entspannt auf dem Boden stehen und die Unterarme bequem auf dem
Tisch liegen, ohne dass dafür die Schultern angehoben werden müssen.
Schreibtisch und Drehstuhl müssen entsprechend eingestellt werden.
Schreibtische sollten mindestens auf eine Arbeitshöhe zwischen 68 und
76 Zentimetern eingestellt werden können.
3. RAuMKlIMA
Für sitzende oder leichte Tätigkeiten wird eine Raumtemperatur von
21 bis 22 Grad Celsius empfohlen. Wichtig ist auch eine Luftfeuchtig-
keit von 40 bis 60 Prozent (etwa durch großblättrige Pflanzen, Luftbe-
feuchter, Wasserbehälter). Ist die Luftfeuchtigkeit zu gering, kann es zu
Atemwegserkrankungen kommen.
4. BElEuCHtunG
Optimal sind eine gleichmäßige Ausleuchtung des Arbeitsplatzes, so viel
Tageslichtausnutzung wie möglich, eine flimmer- und flackerfreie Be-
leuchtung und Deckenleuchter mit Raster.
ness, in dem wir sind, ist hart genug,
der hohe Termin- und Kostendruck ist
enorm. Wer in der Automotive Industrie
derart erfolgreich sein will, der braucht
hochmotivierte Mitarbeiter“, so der
Geschäftsführer, der ursprünglich aus
Deutschland kommt und internationale
Erfahrungen gesammelt hat. Ein gutes
Betriebsklima sei für ihn das höchste
Gut, das es zu schützen gilt. „Alles, was
wir zur Gesundhaltung des Teams ma-
chen können, setzen wir um.“
Langfristiger Nutzen
Die Gleichung ist also einfach. Mitar-
beiter, die sich wohl und wertgeschätzt
fühlen, bedeuten mehr Leistung. Stellt
sich nun die Frage, wie hoch die Rech-
nung tatsächlich ist. „Ich werde ganz
schwer eine Rechnung aufstellen kön-
nen, mit der ich ausdrücke: Das sind
die 100.000 Euro, die mich die ergono-
mische Einrichtung gekostet hat und
das ist der Gegenwert. Diese Rechnung
fange ich gar nicht an“, sagt Gröschel.
Wolfgang Miniberger kennt die Rech-
nung: „Ein guter manuell verstellbarer
Tisch kostet um die 500 Euro mehr als
ein Standardtisch. Aber wenn ein Mit-
arbeiter einen Tag ausfällt oder wegen
Rückenschmerzen in Krankenstand
geht, kostet das auch circa 300 Euro pro
Tag. Und wenn der Mitarbeiter immer
schlimmere Beschwerden bekommt
oder drei Wochen auf Kur fährt, dann
erkennt man, wie schnell sich so eine
Investition lohnt.“ Wichtig sei, die Ge-
samtsituation zu betrachten. Genau das
passiere aber im Alltag selten. Er spü-