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es geht darum, ein
ergonomisches
WohLfühLumfeLd zu schaffen
und nicht darum, einen raum
mit möbeLn zu füLLen.
hErbErt trUEtsch
LeUWICO BüROmÖBeL
nes Gerlinger: „Unser Körper ist auf
Bewegung ausgelegt! Ideal wäre es,
wenn man mehrere Kilometer pro Tag
gehend zurücklegen würde. Das lange
Sitzen am Schreibtisch ist unnatürlich
und führt zu Zwangshaltungen.“ Die
Folge sind nicht nur Verspannungen
und Schmerzen im Rückenbereich.
„Durch den Bewegungsmangel kommt
es außerdem zu einer erhöhten Wahr-
scheinlichkeit an Bluthochdruck, Über-
gewicht und Verdauungsproblemen.“
Um Folgeschäden zu vermeiden, sei
es wichtig, Arbeitsplätze ergonomisch
zu gestalten. Doch was bedeutet das?
„Gesund ist eine abwechslungsreiche
Arbeit, die im Wechsel zwischen Sitzen,
Stehen und Gehen erfolgt. Arbeitstisch,
Tastatur, und Monitor sind optimal auf
den Mitarbeiter eingestellt, der Monitor
blendet nicht, die Geräuschentwicklung
stört die Konzentration nicht“, so Ger-
linger, der überzeugt davon ist, dass
nur ein zufriedener Mitarbeiter zum Er-
folg des Unternehmens beitragen kann.
„Stehung“ statt Sitzung
„Bewegte Mitarbeiter bewegen mehr“,
das ist auch das Motto von Wolfgang Mi-
niberger, ehemaliger Geschäftsführer
von LEUWICO und Experte in Sachen
Ergonomie. Er plädiert daher zu hö-
henverstellbaren Schreibtischen. „Der
Wechsel zwischen Stehen und Sitzen ist
nicht nur gesund für den Bewegungsap-
parat, sondern fördert auch die Einsatz-
bereitschaft und Aktivität der Mitarbei-
ter. Im Stehen können Sie wesentlich
konzentrierter arbeiten, weil Sie beim
Stehen in Bewegung sind, dadurch wird
die Herzkreislauftätigkeit angeregt und
Sie ermüden nicht so schnell“, so Mi-
niberger. Höhenverstellbare Schreib-
tische gibt es in allen Größen und De-
signs, sogar große Besprechungstische
können mit einem Handgriff hochge-
fahren werden – und so kann aus einer
schwunglosen Sitzung eine dynamische
„Stehung“ werden. Miniberger rät aber
unbedingt zu einem manuell höhenver-
stellbaren Tisch – jene, die motorisch
betrieben werden, würden im Alltag nur
selten genutzt werden. Gemeinsam mit
seinem Nachfolger Herbert Truetsch
bezeichnet er sich als Missionar in
Sachen Ergonomie. Es gehe ihm nicht
nur darum, einen Tisch, einen Schreib-
tischsessel oder eine Lichtquelle zu
verkaufen. Die vierzig Jahre Erfahrung
im Bereich Ergonomie haben ihm ge-
zeigt, dass jeder Arbeitsplatz individuell
zu betrachten ist. Bevor er mit einem
Kunden überhaupt über mögliche Mö-
bel spricht, macht er eine sogenannte
Bedarfserhebung und schaut sich vor
Ort an, wie man den Arbeitsplatz oft
schon mit einfachsten Mitteln verbes-
sern kann. „Es geht darum, ein ergo-
nomisches Wohlfühlumfeld zu schaffen
und nicht darum, einen Raum mit Mö-
beln zu füllen“, erklärt Truetsch. Das
Bewusstsein für die große Bedeutung
dieses Wohlfühlambientes sei zwar
gewachsen, aber es gebe immer noch
Firmenchefs, die eine ganz andere Mei-
nung vertreten. „Die sagen wortwört-
lich: Die Mitarbeiter sind zum Arbeiten
da, wozu sollen die’s gemütlich haben?“
sagt Miniberger und schüttelt den Kopf.
Andre Gröschel vom Gießerei-Betrieb
Nemak ist entrüstet über so eine Hal-
tung. „Der Fachkräftemangel ist eine
Entwicklung, die sich seit Jahren deut-
lich abzeichnet. Wer das noch nicht
bemerkt hat, der stellt sich blind!“ 470
Mitarbeiter arbeiten am Standort Linz
unter seiner Führung – und zwar hoch-
motiviert. Das behauptet Gröschel nicht
nur selbst, dafür sprechen auch die
Zahlen des Linzer Betriebes der Nemak
Gruppe. „Wir haben 34 Werke weltweit,
Österreich ist das Konzernleitwerk. Und
das, obwohl wir die höchsten Lohnkos-
ten haben. Das bedeutet, wir müssen in