58
gen. Besonders die USA und die BRICS-
Staaten werden immer attraktivere In-
vestitionsziele. Global betrachtet haben
sich ausländische Direktinvestitionen in
den vergangenen 20 Jahren etwa ver-
dreifacht, in Österreich gab es mit 161
Milliarden Euro jedoch sechsmal mehr
Investitionen seit der Jahrtausendwen-
de. Weil Europa unterdurchschnittlich
wächst, suchen die heimischen Unter-
nehmen verstärkt Kontakt zu ihren Kun-
den in Wachstumsmärkten. „Sie müssen
zugunsten ihrer eigenen Wettbewerbs-
fähigkeit die besseren Rahmenbedin-
gungen nützen“, sagt Haindl-Grutsch.
Was bedeutet das aber für Oberöster-
reich? Das Geld wird nicht mehr im
Land, sondern in andere, attraktivere
Standorte investiert. So stellte voestal-
pine-Vorstandschef Wolfgang Eder in ei-
nem Interview den Standort Linz infrage
– der Vorteil würde kontinuierlich sinken.
Bis 2020 sollen 15 neue voest-Werke im
Ausland eröffnet werden. „Damit wieder
vermehrt in Oberösterreich investiert
wird, müssen attraktivere Rahmenbe-
dingungen für Unternehmen geschaffen
werden“, sagt Haindl-Grutsch, sonst
könne es passieren, dass sie ihre Head-
quarter in andere Regionen der Welt
verlegen. Konkurrierende Standorte wie
Deutschland, Schweden, die Niederlan-
de oder Schweiz würden Österreich und
damit auch Oberösterreich langsam ab-
hängen. Für Haindl-Grutsch gibt es drei
Gründe, warum Österreich nicht mehr
so attraktiv für Unternehmer ist wie in
den 2000er Jahren: hohe Personalkos-
ten, geringe Flexibilität der Arbeitszeit
und übertriebene staatliche Bürokratie.
„Ich würde aber behaupten, dass Ober-
österreich immer noch gut aufgestellt
ist“, sagt Haindl-Grutsch. Damit das so
bleibt und Unternehmen wie Hueck Fo-
lien oder Internorm weiterhin von Ober-
österreich aus die Welt erobern können,
„dürfen wir aber in der Dynamik nicht
weiter zurückfallen“._
ner Betrieb war, nur aus Erzählungen.
Mitte der 70er-Jahre war es für den
Fensterproduzenten ein riesiger Schritt,
die ersten Exportversuche (Oberös-
terreichs) zu wagen. „Mein Großvater,
meine Tante und mein Vater haben die
Märkte Oberösterreich, Salzburg und
Niederösterreich bearbeitet, dann war
das große Thema, die Steiermark zu
erobern“, sagt er. Heute ist Internorm
führender Fensterhersteller Europas –
wenn auch mit einem Marktanteil von
„nur“ 1,5 Prozent. „Die Fensterbranche
ist eine perverse Branche“, sagt Klin-
ger. 80.000 meist regional tätige Fens-
terhersteller gibt es alleine in Europa,
die spannendsten Zukunftsmärkte sind
für Internorm immer noch Deutschland,
Frankreich und Italien. Die will man
mit der sogenannten „Zwiebelschalen-
Strategie“ erobern. „In Deutschland
haben wir zuerst in Bayern den Markt
ausgetestet und uns dann weiter vorge-
arbeitet. In Italien wollen wir zuerst in
Südtirol Fuß fassen, bevor wir uns lang-
sam weiter in Norditalien vorgewagt
haben“, erzählt Klinger. Mit schnellen
und riskanten Expansionen hat er in
seiner Branche keine guten Erfahrun-
gen gemacht. „Wir haben einmal gesagt
– Wupp! Wir gehen in die Türkei. Dann
waren wir Wupp! relativ schnell wieder
zurück“. Solche Fehler seien aber lehr-
reich, denn das Schlimmste, was man
als Unternehmer machen könne, sei es,
keine Fehler zu machen. „Die wichtigste
Eigenschaft, die ein exportorientiertes
Unternehmen braucht, ist Geduld“, sagt
Klinger. In seiner Branche dauert es
etwa fünf bis zehn Jahre, bis ein neuer
Markt halbwegs profitabel ist.
Wettbewerbsfähigkeit sinkt
Oberösterreichs Top-100-Industriebe-
triebe haben weltweit zahlreiche Märkte
erschlossen – und betreiben insgesamt
mehr als 1700 Auslandsniederlassun-
DamIt WIeDeR VeRmeHRt In
OBeRÖSteRReICH InVeStIeRt WIRD,
müSSen attRaKtIVeRe RaHmen-
BeDIngUngen FüR UnteRneHmen
geSCHaFFen WeRDen.
JoAchiM hAiNDL-GrUtsch
InDUStRIeLLenVeReInIgUng