30
wenn rasch entschieden und gehan-
delt werden muss, dann muss der Ka-
pitän alles im Griff und damit alles im
Überblick haben. „Eine Führungskraft,
die zu sehr mit operativen Aufgaben
beschäftigt ist, verliert den Überblick
und ist für ihr Team eigentlich wertlos“,
sagt JKU-Professor Wolfgang Güttel.
Denn wer keinen Überblick hat, weiß
auch nicht, wo welcher Mitarbeiter am
besten eingesetzt wird, wo Probleme
entstehen, wer mehr Unterstützung
braucht und welche Initiativen das Un-
ternehmen vorwärts bringen.
Generation Y
Nicht nur die Witterungsbedingungen
erfordern heute andere Qualifikatio-
nen des Kapitäns. Auch die Mitfahren-
den haben sich geändert. Diese neuen
Passagiere – man nennt sie Genera-
tion Y – haben andere Ansprüche an
ihre Vorgesetzten. „Sie wollen arbei-
ten, aber sie wollen anders arbeiten“,
sagt Oblak. Es gehe ihnen darum, ihre
eigenen Bedürfnisse wie Familie und
Freizeit in Einklang mit ihrem Beruf zu
bringen. Dabei ist für sie eine sinnstif-
tende Arbeit ganz wesentlich. „Wenn
sie überzeugt sind, geben sie alles“, so
die Personalexpertin. Das Unterneh-
men muss sich also die Frage stellen,
welche Anreize es setzen kann. Die
Mario Haidlmair
geschäftsführer der haidlmair gmbh
Generation Y lässt sich nicht mehr ein-
fach durch Dienstfahrzeug oder Gehalt
motivieren. Flexible Arbeitszeitmodel-
le, klare Perspektiven und Freiräume
wie die Möglichkeit, auch von zuhause
arbeiten zu können, stehen ganz oben
auf der Liste. Sie wollen nach ihrer
Leistung bemessen werden und nicht
nach der Anzahl der Arbeitsstunden.
Und das fordern sie durchaus selbst-
bewusst. Denn sie wissen eines ganz
genau: Sie sind Mangelware. Stichwort
Fachkräftemangel. „Ich glaube, es
sind zwei Dinge, die Führungskräfte
heute können müssen: Einerseits die
Generation Y ins Arbeitsleben zu inte-
grieren, und es andererseits schaffen,
jene Leute, die schon in den Ruhestand
gehen könnten, im Unternehmen zu
halten“, sagt Peter Baumgartner.
Die Welt ist klein, der
Erfahrungswert groß
Erkannte man früher den Firmen-
chef an der lautesten Stimme, an
den teuersten Statussymbolen und
am größten Büro, gibt es heute ein
ganz anderes Merkmal, das viele Füh-
rungskräfte gemeinsam haben. Man
erkennt es oft nicht am ersten Blick,
wohl aber am zweiten: die internati-
onale Erfahrung. Peter Mitterbauer,
seit 2013 Vorstandsvorsitzender der
Mario Haidlmair
Seit April 2012 Geschäftsführer
der Haidlmair GmbH
Der Nußbacher Familienbetrieb
stellt Spritzgießwerkzeuge für
Getränkekästen und Lager-
sowie Logistikcontainer her und
ist weltweit tätig.
Ihr Leitspruch?
Vorwärts ist die Richtung. Es geht um
die Frage: Wie kann man gemeinsam
Ziele erreichen? Man muss die Leute
begeistern für das, was sie tun! Sie
müssen es selbst wollen und nicht
von oben aufgezwungen bekommen.
Nur wenn man etwas will, kann man
es auch erreichen. Wir geben daher
unseren Mitarbeitern sehr viel Frei-
raum. Eines meiner Ziele ist, dass ich
nicht gebraucht werde.
Ausbildung, Erfahrung oder Talent?
Manches kann man nicht lernen,
dazu braucht man einfach die Per-
sönlichkeit. Man muss sich schließ-
lich wohlfühlen in seiner Rolle als
Führungskraft. Die FH in Steyr hat
mir natürlich einiges gebracht, aber
vor allem auch die HTL. Ebenso we-
sentlich ist die Erfahrung. Bevor ich
2012 Geschäftsführer wurde, habe ich
drei Jahre lang unseren Betrieb in Un-
garn geleitet. Das war genau zu der
Zeit, als die Krise begann – Ungarn
ist unsere schwierigste Niederlassung,
ganz anders als hier in Nußbach. Das
war ein Sprung ins kalte Wasser, aber
es war eine gute Schule. Man lernt zu
kämpfen und auch in schwierigen Zei-
ten etwas zu erreichen. Ich bin stolz
darauf, dass wir keinen einzigen Mit-
arbeiter kündigen mussten.
Die Herausforderung der Zukunft?
Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital.
Wir werden bald sehen, dass es viel
zu wenige Leute gibt in Österreich.
Das ist die Herausforderung für uns
Führungskräfte!