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Denn die Komplexität sei mittlerwei-
le so groß, dass Führungskräfte nicht 
mehr alles allein stemmen können. 

„Ich bin deutlich besser für mein Unter-

nehmen, wenn ich als Führungskraft 
ruhig die Übersicht bewahre und nicht 
hektisch versuche, alles selbst zu ma-
chen“, so Güttel. Er zieht den Vergleich 
auch gerne mit Fußball: „Der Trainer 
schießt nicht selbst die Tore. Er steht 
draußen, hat den Überblick und kann 
daher kurz- und langfristige Entschei-
dungen treffen.“ Auch Peter Baum-
gartner, oberösterreichischer Buch-
autor, der Vorträge auf internationalen 
Kongressen hält, vertritt die Meinung, 
dass es heute mehr Leadership und 
weniger Management braucht: „Ma-
nager sind darauf getrimmt, möglichst 
schnell und effizient zu arbeiten, sie 
haben eine kurzfristige Sichtweise. 
Leader hingegen haben eine langfris-
tige Perspektive. Manager konzentrie-
ren sich auf System und Struktur und 
verlassen sich auf Kontrolle. Leader 

konzentrieren sich auf die Menschen 
und schaffen Vertrauen. Ein Manager 
ist effizient. Ein Leader ist effektiv.“ 
Heute werden also andere Qualifika-
tionen von einer Führungspersönlich-
keit erwartet als noch vor zehn, zwan-

zig oder dreißig Jahren. Wenn Sabina 
Oblak von Iventa eine Führungspositi-
on besetzen möchte, dann achtet sie 

vor allem auf die Persönlichkeit. „Das 
hat sich stark verändert! Fachliche Vo-
raussetzungen sind mittlerweile Basis, 
differenzieren kann sich ein Bewerber 
durch seine Persönlichkeit.“ 

Charakter und Charisma 

Doch welche Persönlichkeit braucht 
es, um ein Team und eine Firma heu-
te erfolgreich führen zu können? Pe-
ter Baumgartner widmet sich dieser 
Frage in seinem neu erschienen Buch 

„Leadership leben“: „Menschen lassen 

sich nicht wie Rohstoffe oder Kapital 
managen, sie sind nicht als willenlo-

eine herVorragende führungsKraft erKennt man daran, 

Wie sehr sie fähig ist, einen guten nachfoLger aufzubauen.

WoLfGANG GüttEL

JKU-pROFeSSOR UnD LeIteR DeR LImaK

Markus Huemer

Seit Jänner 2014 vorstand der 

polytec Holding AG, vorstand 

für Business Development und 

stellv. vorstandsvorsitzender

Die Polytec Group ist ein börsen-
notierter Automobilzulieferer und 
Kunststoffverarbeiter mit Sitz in 
Hörsching.

Wodurch sind Sie gerüstet für Ihre 

Führungsaufgabe?

Als ich 2005 ins Unternehmen einge-

stiegen bin, stand ich gleich vor der 
ersten großen Herausforderung: Ich 
musste mich um ein optimierungsbe-
dürftiges Werk in Schweden kümmern. 
In den ersten Jahren war es meine 

Verantwortung, die Schnittstelle zwi-

schen Vorstand und operativem Ma-
nagement zu bilden. Dann habe ich 
Schweden noch einmal 2009 beglei-
tet, als die Krise schon zugeschlagen 
hatte. Ich war für die Durchführung 
der notwendigen Werksschließung 
verantwortlich. Man sieht in der Kri-
se, wie schnell sich die Dinge ändern 
können. Das hat mich in meiner Füh-
rungskultur sehr geprägt. 

Was sind die Herausforderungen 

heute?

Neben Akquisitionen gewinnt nun-
mehr verstärkt organisches Wachs-
tum an Bedeutung. Wir  müssen neue 
Produkte und Services entwickeln 
und neue Märkte bedienen. All die 

Aktivitäten müssen wir koordiniert 

mit allen Geschäftsbereichen steuern, 
um als Konzern in eine Richtung zu 
gehen. Unsere Leute sind heute viel 
mehr gefordert, über Geschäftsberei-

che hinweg, intensiv zusammenzuar-
beiten. Wesentlich ist dabei auch die 
Personalentwicklung: Welche Positio-
nen haben wir, welche fehlen uns, ha-
ben wir die richtigen Qualifikationen 
an den richtigen Positionen? Wie kön-
nen wir die Leute dorthin weiterentwi-
ckeln, wo wir sie brauchen? 

Auf welche Werte setzen Sie beim 

Führen?

Auf ein hohes Maß an Selbstverant-

wortung, auf die Fähigkeit, über die 
Grenzen hinauszublicken und nicht 
nur fokussiert auf die kurzfristigen Zie-
le des eigenen Geschäftsbereichs zu 
sein. Und das Talent, Leute und Kun-
den zu motivieren und zu begeistern. 

Wertschätzung einerseits entgegenzu-

bringen, andererseits auch einzufor-
dern ist ein wichtiger Faktor hierzu.

Markus Huemer

 Vorstand der Polytec holding ag