78
Therapie_
Synergien nutzen
Am 4. Juli findet heuer der schriftliche
Aufnahmetest für das Medizinstudium
statt – die JKU Linz rechnet mit fünf
bis sechs Mal so vielen Anmeldungen
wie Studienplätze zur Verfügung ste-
hen, also mit circa 300 bis 360 Anmel-
dungen. Die Schwerpunkte der Medi-
zinischen Fakultät in Linz werden die
Klinische Altersforschung sowie die
Versorgungsforschung sein. „Die be-
sondere Chance für Oberösterreich
liegt im hohen technologischen und
innovativen Potential“, sagt Gabrie-
le Sachs. Als Ärztliche Direktorin der
Landes-Nervenklinik bekommt auch
sie den Ärztemangel zu spüren: „Wir
sind natürlich in einem Wettbewerb
um die besten Köpfe mit Österreich,
der Schweiz und Deutschland.“ Es
gehe daher darum, gute Arbeitsbedin-
gungen zu schaffen. „Aber auch darum,
dass man neugierige Köpfe motiviert,
für die medizinische Fakultät nach
Linz zu kommen, um dort etwas Inno-
vatives und Einzigartiges aufzubauen.
Ich bin optimistisch“, sagt Sachs. Sie
ist überzeugt, dass der Standort Ober-
österreich sehr profitieren wird von der
neuen Fakultät. „Oberösterreich hat
viele Spitäler, die sich jetzt schon weit
über den Status eines reinen Versor-
gungskrankenhauses hinaus entwi-
ckelt haben.“ Außerdem hält sie es für
möglich, eine moderne, innovative Me-
dizinfakultät zu begründen, die auch
insgesamt in Österreich von Vorteil
sein kann, wo man moderne Strategi-
en in der Ausbildung, in der Forschung
und in der Patientenversorgung wirk-
lich erproben kann.
Die Vorteile eines Universitätskran-
kenhauses werden aber nicht nur
die Patienten spüren. „Sondern auch
Hersteller medizinnaher und medizin-
technischer Produkte sowie der For-
schungsstandort. Dadurch schaffen
wir regionales Wirtschaftswachstum
und regionale Arbeitsplätze“, so Wirt-
schaftslandesrat Michael Strugl. Es
sei davon auszugehen, dass sich durch
die zusätzliche Fakultät neue Firmen
im Bereich der medizinnahen For-
schung ansiedeln und somit zusätzli-
che Arbeitsplätze entstehen werden.
Wer also den Aufnahmetest zum Stu-
dium der Humanmedizin im Juli nicht
schafft, dem bleiben noch viele andere
Möglichkeiten, um in Oberösterreich
eine Karriere im Gesundheits- und
Medizinbereich zu starten._
daniela GattrinGer
Leiterin des instituts für physikalische Medizin und rehabilitation am
Kh der barmherzigen schwestern in Linz
„ich wollte immer etwas mit dem Bewegungsapparat machen – und mit
menschen“, erinnert sich daniela gattringer. schon der Biologie-Unter-
richt faszinierte sie und ihr Wunsch war es, etwas positives für den men-
schen zu bewirken. also ein sozialberuf, der mit gesundheit zu tun hat.
kein Wunder, dass sie sich für ein medizin-studium entschieden hat – so
wie übrigens immer mehr Frauen. „die medizin wird zunehmend weib-
licher, bis ganz nach oben zu den spitzenpositionen dünnt sich das aber
aus“, sagt gattringer. „ich hatte aber nie nachteile dadurch, dass ich
eine Frau bin. ich denke, wenn jemand etwas kann, ein ziel hat und das
auch verfolgt, kann er dieses auch erreichen.“ dafür ist die gebürtige
Linzerin das beste Beispiel. seit 2012 ist sie Leiterin der organisations-
einheit physikalische medizin und rehabilitation am krankenhaus der
Barmherzigen schwestern. „ich war immer sehr zielstrebig. man muss
die chancen, die sich auftun, aber auch nützen“, so gattringer.
Leicht war es dennoch nicht immer. „durchhaltevermögen und eine ge-
wisse zähheit ist gefordert. aufgeben ist nicht meine art.“ Wer an einem
medizinstudium interessiert ist, dem empfiehlt sie, vorweg ein prak-
tikum zu machen und sich den krankenhausbetrieb anzusehen. „zwi-
schen den vorstellungen und dem, wie die medizin im alltag aussieht,
gibt es schon Unterschiede.“
die Medizin Wird
zUnehMend WeibLicher, bis
ganz nach oben zU den
spitzenpositionen dünnt
sich das aber aUs.
sei hingegen, so Huemer, nicht wirk-
lich die Antwort auf die Frage: Bin ich
geeignet, Arzt zu werden oder nicht?
„Dieser Test ist zwar eine gewisse Vor-
bereitung auf das lernintensive Stu-
dium, aber wer ihn besteht, ist nicht
gleichzeitig ein guter Arzt – umgekehrt
wäre jemand, der ihn nicht besteht,
vielleicht kein schlechter Mediziner“,
so der Chirurg. Auch Ärztekammer-
Präsident Peter Niedermoser sieht
den Test eher kritisch: „Beim Test
werden Dinge abgeprüft wie räumli-
ches Sehen und Zusammenhänge ver-
stehen. Ein guter Mediziner muss aber
nicht nur in diesen Bereichen gut sein.
Es geht auch um Empathie, damit man
sich in andere Menschen hineinverset-
zen kann.“