76
Ärztemangels lösen. Es geht ja dar-
um, die fertigen Medizinstudenten im
Land zu halten, viele gehen nach der
Ausbildung ins Ausland“, weiß Dani-
ela Gattringer. Schätzungen zufolge
verlassen jährlich rund 150 promo-
vierte Mediziner unser Land Richtung
benachbartes Ausland, um dort ihre
Ausbildung und Karriere zu machen.
In Deutschland arbeiten bereits über
2.400 österreichische Ärzte. Das Aus-
land sei nicht ohne Grund verlockend
für junge Ärzte, bestätigt auch Ärzte-
kammer-Präsident Peter Niedermo-
ser: „Im internationalen Vergleich sind
die Rahmenbedingungen wie Arbeits-
zeiten, Gehaltsstruktur und Vereinbar-
keit mit Familie in Oberösterreich sehr
schlecht. Die Medizinuniversität ist ein
sehr wichtiger Teil, um vermehrt Ärz-
te nach Oberösterreich zu bekommen.
Aber nicht der einzige. Es bedarf eines
Paketes an Maßnahmen, um den Me-
dizinstandort Oberösterreich wieder
attraktiv zu machen.“
Schwachstelle_
Rahmenbedingungen
Und das ist dringend notwendig. Denn
einer vom Bundesministerium für Ge-
sundheit in Auftrag gegebenen Studie
zufolge, wird der Bedarf an Ärzten bis
zum Jahr 2030 um rund 16 Prozent
höher sein als im Jahr 2010. Diese
Studie prognostiziert in sechzehn Jah-
ren einen ungedeckten Bedarf an fast
7.700 Ärzten. „Es ist ein Wettbewerb
entbrannt. Also werden jene Länder
Ärzte bekommen, die die besten Rah-
menbedingungen bieten“, sagt Peter
Niedermoser. Die Abteilung Gesund-
heit der oberösterreichischen Landes-
regierung reagiert darauf mit Maß-
nahmen wie Vorbereitungskursen für
Maturanten für die Eignungstests an
den bestehenden Medizinunis, Habili-
tationsstipendien für Ärzte als Anreiz,
sich in Oberösterreich weiterzubilden
und niederzulassen, eine Verbesse-
rung der Gehaltssituation vor allem bei
Jungmedizinern sowie Maßnahmen zur
besseren Vereinbarkeit von Familie
und Beruf.
So sehr das Ausland auch locken mag,
Oberösterreich verfügt dennoch über
namhafte Spitzenmediziner in vielen
Fachbereichen. Einer von ihnen ist Ge-
org Huemer, Facharzt für Plastische,
Ästhetische und Rekonstruktive Chir-
urgie. Anfangs war es sein Traum, in
GeorG m. huemer
facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive chirurgie am aKh Linz,
privat-ordination in Linz und Wien, dozent
Für naturwissenschaft hat sich der gebürtige Linzer immer schon inte-
ressiert, da war ein medizinstudium naheliegend. auch dass er chirurg
werden möchte, war ihm schnell klar, die spezialisierung auf plastische
chirurgie passierte zufällig: „ein praktikum während des studiums in
diesem Bereich war wie eine erkenntnis für mich.“ Und damit bewies
er auch das talent, sich für das richtige Fach zu entscheiden, denn die
manuelle arbeit liegt ihm: „als plastischer chirurg braucht man eine
Liebe zum detail, geduld und mut. aber auch eine gewisse demut vor
der arbeit, draufgängertum ist nicht angebracht.“ neben all diesen vor-
aussetzungen bringt georg huemer noch etwas Wesentliches mit: einen
ungeheuren innovationsgeist, welcher ihm schon einige auszeichnungen
einbrachte.
das Wichtigste sei ihm aber die Freude an seinem Beruf. „ich bin stolz
darauf, dass ich als plastischer chirurg nicht nur als schönheitsdok-
tor wahrgenommen werde.“ in der rekonstruktiven chirurgie stehen
oft große operationen am plan, die auch großes bewirken können, wie
etwa die Wiederherstellung einer funktionsfähigen hand oder die re-
konstruktion der weiblichen Brust bei krebspatientinnen. „eine Brust
aus dem nichts zu formen ist chirurgisch und technisch gesehen sehr
viel aufwendiger als zum Beispiel eine Brust zu verjüngen, verkleinern
oder vergrößern.“ die tatsache, dass auch sehr große operationen zu
seinem alltag gehören, bringe den vorteil mit sich, dass ihn kleinere
operationen in keiner Weise stressen und er gelassen in den op-saal
gehen kann. „Was nicht heißt, dass eine schönheitsoperation weniger
Bedeutung hat“, so huemer. man müsse jeden patienten mit seinem in-
dividuellen problem wichtig nehmen und stets das bestmögliche ergeb-
nis anstreben. „plastische chirurgie wird oft belächelt. aber plastische
chirurgie heißt, Lebensqualität zurückgeben oder steigern. das ist doch
eines der schönsten dinge, die man machen kann!“
ein so hohes medizinisches niveau erreiche man aber nur durch im-
mensen einsatz. eine sieben-tage-Woche ist für den Linzer also nichts
Ungewöhnliches – neben seinem 40-stunden-Job am akh und seiner
arbeit als dozent führt er auch noch zwei ordinationen in Linz und Wien.
zeit für seine Familie – georg huemer ist vater von zwillingen – findet er
dennoch. „die muss man sich einfach nehmen.“
pLastische chirUrgie heisst,
LebensqUaLität zUrücKgeben
oder steigern. das ist doch
eines der schönsten dinge,
die Man Machen Kann!