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ich bin daVon überzeUgt, 

dass eine geMeinsaMe 

WirtschaftsUnion deM arbeits-

MarKt soWie deM eUro neUe 

iMpULse geben Würde.

paul rÜbiG

EU-ABGEORDNEtER

FortschrIttmacher

le Bürger- wie Journalistenkontakte. 
Kurz danach wurde Rübig auch noch 
Vorsitzender des EU-Integrationsaus-
schusses. In dieser Fortschrittmacher-
Funktion war er einer der „Türöffner“ für 
Österreich in die europäische Union. Ab 
sofort war klar: für den Familienbetrieb 
bleibt nun keine Zeit mehr, sein Bruder 
musste die Geschäftsführung der Rü-
big-Firmengruppe übernehmen.

Warum EU-Abgeordneter?

Die besten Geschichten schreibt eben 
das Leben. Auch die buntesten. Rübig 
war als Geschäftsführer für seine Firma  
international viel unterwegs und grün-
dete Niederlassungen in Deutschland, 
Frankreich und England. Dabei stieß 
er immer wieder auf Exportschlaglö-
cher, die für Österreichs Exportbetriebe 
essentiell waren: Volatile Währungen, 
horrende Wechselspesen, sündteure 
Versicherungen, langwierige und kost-
spielige Zollabfertigungen. Rübigs Ge-
dankenwelt zeichnete eine Hypothese: 
Was wäre ein Wirtschaftsraum ohne 
diese Barrieren? Ein gemeinsamer Bin-
nenmarkt. „Ich zeichnete eine Hypo-
these vor meinem geistigen Auge: Was 
wäre, wenn es einen Wirtschaftsraum 
ohne diese Barrieren gäbe? Sozusagen 
ein gemeinsamer, grenzenloser Bin-
nenmarkt?“ Welche Chancen würden 
sich dadurch für die Beschäftigung in 
OÖ eröffnen? Ein Gedanke, der zu die-
ser Zeit noch fremdelte. Die Vorzeichen 
deuteten aber auf Gemeinschaft hin, 

und um mitgestalten zu können, redet 
man am besten ganz oben mit. Unge-
fähr zu diesem Zeitpunkt rief Christoph 
Leitl an, der Unternehmer Rübig ent-
schied sich für eine politische Karriere 
und „die Revolutionären“ waren gerade 
damit beschäftigt, Auslaufsysteme wie 
EFTA und EWR aufzubrechen. Das „gro-
ße Ganze“, in dem die berühmten vier 
Binnenmarkt-Freiheiten gelten, kam 
scheinbar ins Rollen.

Jenseits der Grenze. 
Ein Quotenhit.

Heute liegt Oberösterreichs Exportquote 
bei 50 Prozent. Die Hälfte aller heimi-
schen Jobs hängen also unmittelbar da-
von ab, ob Produkte und Dienstleistun-
gen außerhalb Österreichs gut verkauft 
werden können. Der Binnenmarkt „EU“ 
mit seinen aktuell 28 Mitgliedsländern 
und über 500 Mio. Konsumenten, übri-
gens kaufkräftigster Kontinent weltweit, 
ist also eine unglaubliche Chance. Auch 
für neue Arbeitsfelder wie beispielswei-
se im Bereich der Umwelt. Eine Chance, 
verkrustete Arbeitsbedingungen auf-
zubrechen. Denn der Arbeitsmarkt, re-
spektive der Facharbeitermarkt muss 
flexibler werden. Hier sind auch die So-
zialpartner in die Pflicht genommen, ihre 
Paradigmen zu überarbeiten. „Ich bin 
davon überzeugt, dass eine gemeinsame 
Wirtschaftsunion den Arbeitsmarkt so-
wie den Euro genetisch verjüngen wür-
den. Eigentlich sind wir schon am Weg 
dorthin“, erzählt der Befürworter.

Die EU braucht Kontinuität

Paul Rübig ist das, was man einen klas-
sischen Vertreter kleinerer und mitt-
lerer Betriebe nennt. Er „verkuppelt“ 
Leitbetriebe mit KMU und stimuliert so 
die nationalen Wertschöpfungsketten. 
Und nicht nur das. Auch auf internati-
onalem Terrain gibt der ÖVP-Politiker 
den „Kleinen“ Rückenwind, vor allem 
was Finanzierungen, Forschungs- und 
Entwicklungs- sowie Innovationspro-
gramme betrifft. Sind vielleicht Cha-
rakterzüge wie Richtungstreue, Einsatz 
und Kontinuität jene Gründe, warum 
der mittlerweile 60-jährige bereits vier 
Mal als Europaabgeordneter bestätigt 
wurde und damit der längst dienende 
österreichische Politiker in Brüssel ist? 
Paul Rübig hat, sei es in Brüssel oder 
in Straßburg, noch viel vor. Zum Beispiel 
einen einheitlichen, roamingfreien (EU)
Raum durchsetzen oder – und das ist 
eines der wichtigsten Ziele in der EU – 
eine Energiepolitik verantworten, die für 
Industriebetriebe nicht zum Anti-Wirt-
schaftsprogramm mutiert. Ziele, die 
Rübig eine erneute Bestätigung im EU-
Parlament einbringen? Jetzt werden 
ein paar Fotos für die Story geschossen. 
Noch ein gemeinsamer Espresso? Nein, 
wir nähern uns 14.30 Uhr. Herr Rübig 
muss pünktlich zum Flieger, Folgeter-
mine warten. Und er will ja vor Mitter-
nacht im Bett sein._