62
Was der eU-aBgeordnete Und promovierte WirtschaFtsWissenschaFter pAul RübIg im
Wahrsten sinne des Wortes von der pike aUF geLernt hat, ist: Fortschritt mÖgLich
machen. Und nachdem ihn christoph LeitL vor rUnd 23 Jahren in die poLitik hoLte,
macht er das heUte im ganz grossen stiL – Für üBer 500 miLLionen eU-Bürger. aBer
aLLes der reihe nach.
Die Weite des Ausblicks ist dem krea-
tiven Geist förderlich, sagt man. Es ist
schon bezeichnend, dass wir Paul Rü-
big am blue danube airport Linz zum
Gespräch treffen. Spiegelt er doch in
vorzüglicher Weise die großflächige, po-
litische Verantwortung und gleichzeitig
die Offenheit in alle Richtungen des EU-
Mandatars wider. Uns bleibt zwischen
seinen Terminen nur ein schlankes
Zeitfenster – Treffen um 13 Uhr, Abflug
nächster Termin pünktlich um 14.30
Uhr. Wir erwarten einen vom Stress ge-
knechteten Menschen, doch es kommt
ganz anders. Sympathisch gelassen
sitzen wir einem Oberösterreicher ge-
genüber, der sich zu allererst um un-
ser leibliches Wohl sorgt. Er vermittelt
ein Gefühl von Sicherheit, Respekt und
Tatkraft. Wenn man weiß, dass der pas-
sionierte Segelflieger noch vor wenigen
Tagen den europäischen Finanzrahmen
bis 2020 maßgeblich mitverhandelt hat,
und dabei ging es um die effiziente Ver-
teilung von Beträgen in Milliardenhöhe,
verwundern einen diese Attribute nicht.
Der geborene Welser sitzt im EU-Parla-
ment ganz oben, dort wo endverhandelt
wird. Dort wo sich unter anderem der
FortschrIttmacher
location_BLUE DANUBE AIRPORt LINz
redaktion_HUBERt DORNINGER
fotoGrafie_JASMINA RAHMANOVIC
art direktion_ALEXANDRA AUBÖCK
illustration_ALEXANDRA AUBÖCK
„Haushaltskontrollausschuss“ befindet,
in dem er auch Mitglied ist. Deshalb fra-
gen wir gleich nach seinem Erfolgsre-
zept, jeden Tag aufs Neue die Kraft und
Ausdauer für eine Verantwortung dieser
Größenordnung abrufen zu können. Die
Tage und Wochen in Brüssel sind lang,
kräfteraubend und präzise eingeteilt
– nicht nur vor Wahlen. Das vermeintli-
che Geheimnis ist so simpel wie über-
raschend: Man gehe vor Mitternacht ins
Bett, schlafe mindestens sechs Stunden
und bleibe so leistungs- und entschei-
dungsfähig. Das setzt allerdings einen
gestrafften Arbeitsalltag voraus.
Ist Politiker ein Beruf?
Nein, eine Berufung. Und wie wird
man Politiker? Unerwartet. Anfang der
1990er Jahre holte Christoph Leitl den
damals 38-jährigen trotz nüchterner
Vorzeichen in den oberösterreichischen
Landtag. Die plötzliche Umstellung
vom Geschäftsführer des elterlichen
Schmiedebetriebs zum Landtagsab-
geordneten war nicht nur groß, es war
auch alles neu: Die Parteiarbeit per se,
das Engagement in den Bünden, dazu
kamen viele Sprechtage, ebenso vie-