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kompletten Angebot sein soll. „Ich
muss mir gut überlegen, womit ich auf
die Messe gehe – mit ganz speziellen
Dingen! Ich muss eine Antwort auf die
Frage finden: Warum soll mich jemand
hier besuchen?“ sagt Reiter.
Sind die Besucher aber erst einmal
da, ist das Spiel noch lange nicht ge-
wonnen. „Ich gehe oft als Mister An-
onym auf Messen – und erlebe dabei,
dass viel zu oft die Meinung herrscht:
Wenn ein Kunde etwas von mir will,
kommt er eh zu mir“, erzählt Helmut
Reiter. Das Szenario müsse man sich
so vorstellen: Wenn ein Kunde durch
die Messe geht, ist er unter Suchspan-
nung. Er hat im Hinterkopf ein Prob-
lem, das er lösen möchte. So scannt er
alles, das er auf der Messe sieht und
irgendwann stößt er auf ein Produkt,
das ihn interessiert und bleibt stehen.
Genau das muss ein Verkäufer erken-
nen – und ihn auf eben dieses Interes-
se ansprechen.
Gefühlssache
Anela Hrnic von der Linzer Firma Re-
act hat es sich zur Aufgabe gemacht,
Aktivitäten auf Messen zu konzipie-
ren, die den Besuchern einen Zusatz-
Benefit bieten, Stichwort Emotions-
marketing. „Messeauftritte, bei denen
die Vertriebsmitarbeiter trockenes
Fachchinesisch kommunizieren und
sich mit der Übergabe des Produkt-
folders verabschieden, sind passé“,
sagt Hrnic. „Kunden wollen verführt
werden, sie wollen etwas erleben und
sie wollen eine schöne Erinnerung mit
nach Hause nehmen.“ Der springende
Punkt dabei sei, dass der Besucher ins
Geschehen miteinbezogen wird, nur so
würde er eine Begeisterung für das je-
weilige Unternehmen entwickeln kön-
nen.
stRAtEgIsCH plAnEn
Definieren Sie Ihr Ziel: Was wol-
len Sie mit einem Messeauftritt
erreichen und welche Zielgruppe
möchten Sie ansprechen? Welche
Messe ist für dieses Ziel geeignet?
Wen wollen Sie dazu einladen?
Sind diese Fragen geklärt (meist
ein Jahr bis drei Monate vor dem
Messezeitpunkt), beginnt die Vor-
bereitung: Konzeptentwicklung,
Kostenaufstellung, Standplanung,
Personalauswahl.
stand
Fest
auF der messe
das 1x1 des
messeauftrittes
IMAgE-FRAgE
Ein Messestand gibt Ihrer Unter-
nehmensstrategie ein individuel-
les Gesicht und Ihrer Botschaft
eine kreative Stimme – allerdings
nur dann, wenn er authentisch
und CI-gerecht gemacht ist. Eine
besonders wichtige Rolle spielt
das Personal: Identifiziert es sich
mit der Marke und dem Gesamt-
konzept, kann es als glaubhafter
Unternehmensbotschafter
auf-
treten. Nichts hinterlässt einen
kompetenteren Eindruck als ein
motivierter Mitarbeiter – da kann
eine Hostess nicht mithalten.
DER KunDEnnutzEn
IM FoKus
Ein Messestand ist keine dreidi-
mensionale Produktbroschüre. Es
geht nicht darum, das gesamte
Produktportfolio zu zeigen, son-
dern vielmehr darum, Kunden-
lösungen begreifbar zu machen.
Vermeiden Sie außerdem Über-
technisierung. Eine Messe dient
vorwiegend als persönliche Kom-
munikationsplattform.
DAs MEssEgEspRäCH
„Kann ich Ihnen helfen?“ Die wohl
häufigste Frage, wie Verkäufer po-
tentielle Kunden ansprechen. „Wer
will denn schon als hilfsbedürftig
abgestempelt werden?“ gibt Hel-
mut Reiter von blu donau zu be-
denken. Sein Tipp: Den Kunden
möglichst gut beobachten und ihn
anschließend auf sein Interesse
ansprechen. „Ich sehe, Sie interes-
sieren sich für XY, welche Lösung
haben Sie geplant?“ Und dann:
Den Kunden reden lassen und ihm
gut zuhören!
REFlEKtIon
Nicht die Messe selbst entschei-
det über den Erfolg, sondern deren
Nachbearbeitung. Dazu müssen
alle gesammelten Informationen
notiert und anschließend verwertet
werden. Eine Abschlusskalkulati-
on macht es außerdem einfacher,
die nächste Messe zu planen.
sInnVollEs
bEsuCHERpRoFIl
Massenhafte Einladungsmails
funktionieren nicht. Definieren
Sie Zielgruppen und gleichen
Sie diese mit den Besucherpro-
filen der jeweiligen Messe ab.
Informieren Sie bestehende und
natürlich auch potentielle Kunden
über Ihren Messeauftritt. Machen
Sie es ihnen dabei so einfach wie
möglich, Sie auf der Messe zu
finden.
AbstIMMung Von
MARKEtIng unD
VERtRIEb
Marketingexperten sind gut da-
rin, Messestände zur originellen
Bühne zu machen. Wenn die Ver-
triebsmitarbeiter jedoch nur die
Schauspieler auf dieser Bühne
sind, ohne zu wissen, worum es
überhaupt geht, dann verfehlt der
beste Messestand sein Ziel. Des-
halb: Marketing und Vertrieb müs-
sen aufeinander abgestimmt sein
und gemeinsam eine Strategie er-
arbeiten, um den größtmöglichen
Kundennutzen zu schaffen.