Mit neuen Strategien zum Erfolg

Neues Zahlsystem und App für Direktvermarktung

Ein Beispiel dafür ist das Startup myregionalfood. Die beiden Gründer Niklas Reisner und Julian Lamplmair unterstützen landwirtschaftliche Betriebe mit ihrer App dabei, ihre Produkte direkt an die Konsument:innen zu verkaufen. „Die Idee ist entstanden, als ich 2018 mit einem der größten Lebensmittelkonzerne zusammengearbeitet habe und merkte, welchen Einfluss die haben – wir wollen viele kleine Betriebe zu einer Einheit zusammenschließen“, sagt Reisner. In einer Befragung von Konsument:innen fanden sie heraus, dass viele den Bezahlvorgang als größte Hürde beim Einkauf von regionalen Produkten empfinden. Bisher gab es meist direkt an den Höfen Vertrauenskassen, aus denen die Kund:innen Wechselgeld selbst entnehmen mussten – das war umständlich und sorgte für Probleme. „Deswegen entwickelten wir einen Prototyp für ein Zahlsystem, das wir mit zwei Direktvermarktern getestet haben und aktuell mit Landwirten weiterentwickeln“, erklärt Reisner. Die App des Unternehmens ermöglicht es Konsument:innen, Direktvermarkter in der Umgebung zu entdecken, sich ein Bild vom Sortiment zu machen und bargeldlos zu bezahlen. Ab 2023 will myregionalfood moderne Verkaufsstationen in Form großer Kühlschränke auf den Markt bringen, die per App entriegelt werden können. „Ohne zusätzliche Eingabe erkennt das Gerät automatisch, welche Produkte entnommen wurden, und verrechnet sie den Konsument:innen dann automatisch“, sagt Reisner. Die Software dafür kommt von myregionalfood, die Geräte werden von Kooperationspartnern hergestellt. Durch die IT-Lösung soll es Landwirt:innen bequem möglich sein, auszuwerten, welche Produkte in welchen Regionen beliebt sind. Die Geräte sollen sowohl bei Landwirt:innen selbst als auch an stark frequentierten oder urbanen Orten aufgestellt werden. Das große Ziel der Gründer ist es, die heimische Lebensmittelvielfalt auch für künftige Generationen aufrechtzuerhalten. „Die Direktvermarktung ist eine gute Alternative, weil man selbst die Produkte bestimmen und auch mit wenig Fläche und Mitteln nachhaltig wirtschaften kann“, sagt Reisner. Er sieht nicht nur den Einfluss von großen Lebensmittelkonzernen und Handelsketten auf die Landwirtschaft kritisch – er ist der Meinung, dass diese die steigende Direktvermarktung als Bedrohung sehen. „Als während der Coronapandemie die Umsätze in der Direktvermarktung massiv gestiegen sind, kamen schnell die ersten 24-Stunden-Selbstbedienungsläden des Handels, um auch dieses Marktsegment für sich zu beanspruchen“, sagt Reisner. Auch Kriegner von Agro Media ist großen Konzernen und Handelsketten gegenüber kritisch. „Die Industrie will sich beweisen und vermitteln, dass sie die Menschen ernährt – während die eigentlichen Erzeuger, die Landwirt:innen, immer mehr in die Ecke gedrängt werden“, sagt er.

Direktvermarktung sichert 31.000 Arbeitsplätze

Insgesamt ist die Direktvermarktung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. „Es wird geschätzt, dass in Österreich etwa 18.000 Betriebe mehr als die Hälfte des Einkommens mit Direktvermarktung erwirtschaften“, sagt Pöchtrager. Hochgerechnet würde diese Art des Vertriebs etwa die Arbeitsplätze von 31.000 Bauern und Bäuerinnen sichern. Auch das Linzer Startup Afreshed unterstützt Landwirt:innen bei alternativen Vertriebswegen – mit einem anderen Ansatz. Man kauft den Aus- und Überschuss an Biogemüse auf und verkauft ihn in „Retterboxen“ an die Konsument:innen. „Die Landwirt:innen werden fair bezahlt, unser Angebot wird gut angenommen, da wir uns als eine Art Sparringspartner für landwirtschaftliche Betriebe positioniert haben“, sagt Maximilian Welzenbach, einer der drei Gründer von Afreshed. Das Geschäftsmodell von Afreshed gewinnt auch durch den Klimawandel an Bedeutung: Aufgrund häufiger vorkommenden Wetter-extremen müssen Landwirt:innen oft schnell ganze Pflanzenkulturen abernten – etwa nach Hagel oder bei niedrigen Temperaturen. „Dadurch entsteht teilweise viel Überschuss am Markt, den die Betriebe sonst wegschmeißen müssten“, erklärt Welzenbach. Bis zu 30 Prozent einer Ernte könnten durch Unwetter so beschädigt werden, dass sie optisch nicht mehr für den Supermarkt geeignet sind.

Derzeit arbeitet man je nach Jahreszeit mit 20 bis 30 Betrieben zusammen. Die Konsument:innen seien oft überrascht, wie tadellos aussortiertes Obst und Gemüse noch ist. „Derzeit arbeiten wir an einem IT-System, mit dem wir den Kund:innen einen Einblick bieten, wie produziert wird und was alles passieren muss, damit Lebensmittel auf dem Teller landen“, sagt Welzenbach. Zusätzlich soll jeder Partnerbetrieb und seine Geschichte, die einzelnen Obst- und Gemüsesorten und die Motivation des Landwirts beziehungsweise der Landwirtin online vorgestellt werden. „So soll das Bewusstsein für die Bedeutung der heimischen Lebensmittel und der Landwirtschaft gesteigert werden“, sagt der Gründer._

Durch Direktvermarktung kann man mit wenig Fläche und Mitteln nachhaltig wirtschaften.

Niklas Reisner Gründer, myregionalfood

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