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Interview Obamas
Social-Media-Expertin

„Trump hat keine Digitalstrategie“

Twitter, Facebook, Instagram und Co. sind aus Politik und Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Barack Obama war der erste Social-Media-Präsident in den USA. Die 29-jährige Laura Miller war mit einem Team von fünfzehn Leuten für die Strategie dahinter verantwortlich. Auf Einladung der Onlinemarketingagentur Pulpmedia reiste Miller nach Linz und sprach bei einem Pressegespräch über die Unterschiede der Online-Auftritte von Barack Obama und Donald Trump und die häufigsten Fehler, die in den sozialen Medien gemacht werden.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem Präsident Donald Trump nicht mit einem Tweet Schlagzeilen macht. Wie beurteilen Sie seine Social-Media-Strategie?

Miller_Donald Trump hat nicht wirklich eine Strategie für Social Media. Die Leute, die den offiziellen Account des Weißen Hauses betreuen und diejenigen, die seinen persönlichen Account betreuen, sitzen in getrennten Büros – da mangelt es an Koordination. Trumps Strategie ist zu sagen, was er gerade sagen will. Aber bei jedem Gedanken einen Tweet rauszuschicken, ist nicht sinnvoll. Ganz wichtig ist auch eine Zweiweg-Kommunikation – Donald Trump will mit niemandem kommunizieren. Die offiziellen Accounts des Weißen Hauses erzählen nicht wirklich Geschichten oder haben eine Botschaft. Sie berichten nur, was gerade passiert, es gibt keine Erklärungen. Bei uns war alles abgestimmt, alle Social-Media-Kanäle waren mit der gesamten Kommunikation und der Pressestelle des Präsidenten in einer Linie. Jetzt hat man das Gefühl, dass die Leute sich immer im Verteidigungsmodus befinden, bei uns war das viel kontrollierter. Donald Trump ist unberechenbar, man weiß nicht, was er als nächstes tut.

Donald Trumps Strategie war während des Wahlkampfes aber erfolgreicher als die der Demokraten …

Miller_Ja, so sehr ich die Botschaften, die er verbreitet, hasse, muss ich zugeben, dass seine Strategie funktioniert. Er sagte immer und immer wieder die gleichen fünf Dinge.

Welche Strategie sollen die Demokraten für die nächste Präsidentschaftswahl 2020 anwenden?

Miller_Sie brauchen eine Botschaft und eine Strategie. Das Hauptproblem ist aber, dass nicht genug Leute wählen gehen. Vor allem jungen Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund, die eher demokratisch wählen, erscheint es zu kompliziert oder sie glauben, dass es sich gar nicht lohnt. Die Leute sind mit der Politik überfordert. Die Demokraten müssen mehr über lokale Themen sprechen, mit denen sich die Leute mehr identifizieren können. Der Kampf in Washington, wie etwa der Shutdown, ist für viele nicht relevant. Die Leute müssen Geld verdienen und ihre Kinder rechtzeitig in die Schule bringen. Obama hat auf die Botschaften „Hope“ und „Change“ gesetzt und diese sind noch immer relevant. Die Leute haben von der hasserfüllten und spaltenden Politik genug. Sie wollen die Botschaft der Hoffnung wieder hören und fühlen sich daher auch den Obamas noch immer verbunden. Es braucht die richtige Person, die diese Botschaft vermitteln und auch die Leute mobilisieren kann. Denn wir brauchen 2020 alle Demokraten bei der Wahlurne.

Welche Rolle werden die sozialen Medien bei dieser Wahl spielen?

Miller_Sie werden ein ganz wichtiger Teil sein, um eine Botschaft zu vermitteln. Die sozialen Medien sind aber nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern sie werden als Organisations- und Mobilisierungstool immer wichtiger. Damit kann man so leicht wie noch nie Freiwillige mobilisieren und das ist auch der große Unterschied zum Jahr 2016.

Sollen die Demokraten dabei ebenfalls auf populäre Botschaften setzen oder haben sie auch eine Chance mit seriösem Inhalt?

Miller_Es braucht einen Mix aus beidem. Man muss sich als Mensch mit Gefühlen zeigen. Es gibt aber eine Linie, die etwa Beto O’Rourke mit Instagram Live bei einem Mundhygienetermin überschritten hat. Das war authentisch, aber man muss sich immer fragen, was das Ziel ist.-->

Bei Donald Trump gibt es ganz andere Grundsätze für die sozialen Medien – wenn es überhaupt irgendwelche Regeln gibt – als wir sie bei Barack Obama hatten.

Laura Miller Obamas Social-Media-Expertin