×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

Werbung war Vertrauenssache

Es war einmal ein Produkt. Ein geniales Produkt. So gut, dass man es unbedingt haben will. Und dennoch wollte es keiner kaufen. Was ist passiert? Niemand wusste davon. Henry Ford würde an dieser Stelle wohl sagen: Wer nicht wirbt, stirbt. Und das ist auch heute noch so. Aber wie hat sich die Werbung im Laufe der Jahre entwickelt? Gelingt es den Werbern heute besser oder schlechter als früher, eine Botschaft an die Zielgruppe zu richten? FÜr die Macher diskutiert Branchenkenner Harald Semper mit Persönlichkeiten der heimischen Werbeszene.

Semper: Rund 4.000 Werbebotschaften belagern tagtäglich das Gehirn eines Konsumenten. Ist diese Reizüberflutung ein neues Problem?

Weixelbaumer: Es hat sich sehr viel verändert. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen nur von 18 bis 22 Uhr im Fern- sehen gesendet wurde. Heute gibt es Programm rund um die Uhr. Jeder ist überall mit sämtlichen Medien erreichbar. Man kann also ununterbrochen Botschaften empfangen oder auch senden. Die Schlacht um Aufmerksamkeit ist enorm und dadurch sind die Werber immer mehr gefordert. Die Empfänger sind nicht mehr so bereit, konzentriert aufzunehmen. Damals haben wir uns Werbespots be- wusst angesehen, sie waren Teil des Programms. Heute klickt jeder weg.

Semper: Es wird also nur ein ganz kleiner Anteil medialer Werbung bewusst wahrgenommen. Wie kann man darauf reagieren?

Weixelbaumer : Ich glaube, dass die Relevanz entscheidend ist. Denn wenn für mich eine Werbung interessant ist, weil ich das Angebot brauche, dann bin ich aufmerksam. Mit den neuen Medien ist es heute möglich, immer mehr herauszufiltern, mit welcher Botschaft ich bei der richtigen Zielgruppe im richti- gen Moment ankomme. Es geht in der Werbung - genauso wie früher - immer noch um gute Ideen. Aber heute ist es wichtig, diese Ideen auf vielen Kanälen zu spielen. Man muss die Kampagne in allen möglichen Varianten denken, um die Zielgruppe zu erreichen.

Felzmann: Mein Sohn hat vor kurzem gesagt, er könne auf alles verzichten, nicht aber auf sein iPad und Handy. Kommunikation über soziale Netzwerke – das ist momentan alles. Mein Sohn sitzt nie beim Fernseher. Man muss also gewaltig umdenken.

Urban: Auch in der Außenwerbung hat sich viel getan. Vor circa zehn Jahren wurde bei einer weltweiten Außenwerbungskonferenz gesagt, dass alles im Kommen sei, nur das Plakat sei tot. Da haben wir uns gedacht, wir müssen wohl zusperren, das Plakat ist ja unser Hauptbestandteil. Und was ist passiert? Es sind tatsächlich viele neue Formen wie Rollingboards und Megaboards gekommen, aber jetzt, vor allem im heurigen Jahr, ist die Menge der Plakat-Buchungen explodiert.

Semper: Was könnte der Grund dafür sein?

Urban: Das Plakat nervt die Leute nicht. Es ist weder laut noch aufdringlich.

Weixelbaumer: Und man kann es auch nicht wegklicken.

Semper: Preis oder Emotion - was beein- flusst die Kaufentscheidung mehr?

Weixelbaumer: Ich glaube, in Zeiten wie diesen, ist der Preis immer ausschlaggebender. Alle schauen auf den Preis, auch die Reichen. Das ist ein Trend, den man nicht rückgängig machen kann.

Felzmann: Ich denke, da muss man Unterscheidungen treffen. Bei vielen Produkten, die wir heute im Supermarkt antreffen, ist der Preis entscheidend. Denn das Image von Grundnahrungsmitteln etwa braucht nicht extra aufgebaut werden. Es gibt aber viele Produkte, deren Image beim Kauf entscheidend ist, bei denen man weniger auf den Preis sieht - zum Beispiel Mode, Autos, Unterhaltungselektronik. Da ist Kreativität nach wie vor entscheidend. Auch im Non-Profit Bereich geht es vor allem um kreative Prozesse, die versu- chen, den Rezipienten hinter dem Ofen hervorzulocken. Gerade hier zahlt es sich aus, neue Überzeugungsformen zu formulieren, die nicht ausgelutscht sind und daher die Kraft haben, aus tausenden Botschaften, denen wir täg- lich ausgesetzt sind, hervorzustechen. Gerade jüngere Menschen sind da sehr anfällig für neue, ungewöhnliche Kommunikationsformen und –kanäle. Ein Thema, bei dem es nicht immer einfach ist, Auftraggeber zu überzeugen.

Semper: Ist es schwieriger, den Chef zu überzeugen oder den Konsumenten?

Weixelbaumer: Genau das ist das Problem. Du musst dem Chef die Kampagne verkaufen, die am Markt funktionieren soll. Und das ist die größte Hürde, die wir haben. Denn dann passiert Folgendes: Das Unternehmen macht einen Relaunch, versucht die Marke dort hinzubringen, wo sie alle haben wollen. Und nach drei Jahren wechselt der Marketingleiter das Unternehmen, ein neuer ist am Werk, der alles aus- tauscht. Damit fehlt die Kontinuität!

Felzmann: Das ist etwas, das mich dazu bewegt hat, die Werbung zu verlassen: Ich habe 30 Jahre lang probiert, die Leute nach bestem Wissen zu beraten. Auf der einen Seite musste ich die Firmenchefs oder Bereichsdirektoren überzeugen und dann auch fast immer noch einen Werbeyoungster - mit oder ohne Studium. Und jeder wollte sich einbringen mit „noch besseren Ideen“. Was sollte da von einer wohldurch- dachten Botschaft noch übrigbleiben? Um wirklich jemanden seriös zu beraten, braucht man die Bereitschaft des Kunden, Konzepte unvoreingenommen zu überdenken. Aber genau die fehlt sehr oft. Und dann hörte ich Sachen wie: Die Schriftzeilen gehören nicht schwarz, sondern weiß und um drei Punkt größer und das Bild bitte in Farbe. Wenn ich als Auftraggeber jemanden finde, der eine vollständige Kampagne umsetzt, die sich in allen relevanten Zielgruppenköpfen verankert und sich im Hinblick auf mein Produkt am Markt was zu bewegen beginnt, dann muss ich dem Berater auch Vertauen schenken und nicht etwa nach einem Jahr schon die Kampagne stoppen und Neues verlangen.

Semper: Was fehlt der Werbung derzeit am meisten?

Urban: Es ist extrem schwierig, heute eine Agentur zu finden, die noch klassische Konzepte anbietet. Heute gibt es so viele Einmannbetriebe am Markt. Es passiert uns immer wieder, dass so ein Ein-Mann-Betrieb anruft und sagt: „Ich möchte gern ein Plakat machen. Wie geh ich denn da vor?“ Das gibt’s doch gar nicht!

Felzmann: Ich denke, der kluge Werbeberater der Zukunft wird es nicht mehr nötig haben, von konzeptiven Schwä- chen, durch toll klingende Fachter- mini einer epidemischen Verwendung von Anglizismen oder dem „für diesen Job unbedingt nötigen Modelcasting in Florida“ abzulenken. Denn kluge Auftraggeber, gerade jene aus der mittelständischen Wirtschaft, werden bis dahin erkannt haben, in Zukunft auf eine neue Qualität der Konzeptbeurteilung und Partnerauswahl zu setzen. Die Zielgruppen der Zukunft werden mehr Ehrlichkeit statt übertriebenen Produktversprechen verlangen. Am Markt der Aufmerksamkeit der Konsumenten wird jener siegen, dem es gelingt, trotz fairer, unselbstgefälliger Produktinformation zu faszinieren.

Weixelbaumer: Es fehlt an Konzeptionisten, an Textern - da gibt es ganz wenige, die wirklich gut sind. Aber jede Kampagne braucht eine durchdachte Konzeption, damit sie überhaupt dorthin führt wo sie hinführen soll. Was mir fehlt: Wenn ein Werbeberater oder eine Agentur einem Kunden ein Konzept präsentiert und verkauft, dann würde ich mir einmal wünschen, wirk- lich so angenommen zu werden wie ein IT-Berater. Dem IT-Berater redet niemand drein. Er macht es, wie er es für richtig hält. Bei der Werbung ist es anders: Da sitzen der Produktmanager, Verkaufsleiter, Einkaufschef, technische Leiter, eine Person aus dem Marketing und der Chef. Und die beurteilen dann, was gefällt und was nicht gefällt. Aber so funktioniert Werbung nicht. Wir Werber haben es nicht geschafft, dass wir anerkannt werden in Unternehmen. Eine Wertschätzung unserer Arbeit gibt es nicht. Aber es ist trotzdem ein spannender Beruf – ich bereue es nicht, dass ich in dieses Haifischbecken gesprungen bin._

#Ähnliche Artikel

Wenn das Büro zum Wohnzimmer wird

Der „Workspace Wels“ gehört zu den größten Coworkingspaces Österreichs. Für viele Eingemietete hat sich der Arbeitsplatz zu einem zweiten Wohnzimmer entwickelt, in dem gemeinsam mit Freund:innen gearbeitet, genetzwerkt und Freizeit verbracht wird. Die Coronakrise hat diese Entwicklung verstärkt – der Aufholbedarf an zwischenmenschlichem Kontakt ist groß.

PR

Die Seele des Bieres

Bier ist als natürliches Getränk nur so gut wie seine Rohstoffe. Die [Brau Union Österreich](https://www.brauunion.at/) setzt auf nachhaltigen und schonenden Verbrauch von Ressourcen aus der Region. Nicht nur aus Qualitätsgründen: Mit der Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen will das Unternehmen Lösungsansätze für die großen Herausforderungen unserer Zeit aufzeigen und vorleben.

Innovation aus Oberösterreich: Die digitale Gemeindezeitung

Bürgermeister. Fußballverein. Trachtenmusikkapelle. Pfarre. Täglich gibt es von örtlichen Institutionen und Vereinen Updates für die Leute in der Gemeinde. Als gedruckte Gemeindezeitung, auf verschiedenen Webseiten, auf amerikanischen Social-Media-Plattformen – verstreut und schwierig zu überblicken. Die Digitalisierung in den Regionen ist eine der aktuell größten und wichtigsten Herausforderungen. Newsadoo prescht mit einer digitalen Lösung für die Kommunikation und Information innerhalb der 438 oberösterreichischen Gemeinden vor – Restösterreich soll bald folgen.

Neue Rechtslage im Onlinehandel

Am 28. November 2021 ist der Stichtag. Bis dahin muss die neue Omnibus-Richtlinie der EU von allen Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgewandelt werden. Die Richtlinie dient zur Durchsetzung der Verbraucherschutzvorschriften im digitalen Raum. Bewertungen, irreführende Preisankündigungen und Änderungen im Vertragsrecht – die Rechtsexperten von Dorda klären über die wichtigsten Neuerungen im E-Commerce auf.

Singin’ in the rain

Mit dem Regenschirm ist es ein bisschen wie mit dem Mut: Wenn man ihn am dringendsten braucht, fehlt er einem oft. Warum einem das mit Schirmen der [Doppler Manufaktur](https://www.doppler-manufaktur.com/) kaum passiert? Das erzählen drei der Einzelstücke selbst.

Eiskalt und Brandheiß.

Klare, kalte Nächte. Eisiger Frost und das Glitzern der Schneekristalle treffen auf wohlige Wärme, magisches Kerzenlicht und Gemütlichkeit zuhause. Alle Jahre wieder verzaubert er aufs Neue. Der Winter ist da. Und mit ihm die klaren, kühlen Farben. Im Gepäck hat er wie jedes Jahr: die Weihnachtszeit.

„Wien mal anders“

„Wien ist anders“, so heißt es. Aber wie anders ist es? Unter diesem Motto begeben wir uns in die Bundeshauptstadt, um das Getümmel abseits der klassischen Touristenhotspots zu entdecken. Schnee im Sommer, wie Mozart übernachtet oder die Skyline der Stadt ganz alleine genießen: Das alles haben wir dort erlebt.

Interview in Zahlen mit Robert Schneider

Wie oft klingelt bei Robert Schneider das Handy? Wie viel Zeit bleibt dem Geschäftsführer der Messe Wels für Sport? Um wieviel Prozent möchte er heuer den Umsatz steigern? Und warum wurde der Name der bewährten Energiesparmesse auf WeBuild Energiesparmesse Wels geändert? Im Interview der etwas anderen Art gibt der Messedirektor einen Einblick in die Zahlenwelt der Messe Wels und in das neue Konzept der Energiesparmesse.

Oberösterreich aufgetischt

Linzer Torte, Selchfleisch und Knödel – die Dreifaltigkeit der oberösterreichischen Küche. Richtig interessant wird es aber erst abseits dieser Klassiker. Denn im Land ob der Enns ist man äußerst emsig, wenn es um ungewöhnliche Lebensmittel geht.

Ab in die Zeitkapsel!

Helikopter-Geld, Zusammenbruch Lehmann Brothers, ÖVAG-Debakel, Einführung Negativzinsen – wir steigen mit den Vorständen der Volksbank Oberösterreich, Richard Ecker und Andreas Pirkelbauer, in die Zeitkapsel und reisen in die Vergangenheit, machen einen Zwischenstopp in der Gegenwart und landen schließlich im Jahr 2040. Die beiden Banker über Umbrüche in der Brache, Fehlentscheidungen der EZB und Wünsche an die neue Regierung.

„Wir sind Gewohnheitsmenschen und wollen keine Veränderungen“

Vergleicht man den heimischen Immobilienmarkt mit anderen in Europa, würden wir in einem gelobten Land leben. Gleichzeitig gebe es aber auch bei uns noch einiges an Verbesserungspotential, sind sich Real360 Immobilien-Geschäftsführer Achim Harrer, Konsumentenschützerin Ulrike Weiß und Mario Zoidl, Geschäftsführer VKB-Immobilien und Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Oberösterreichs, einig. Und auch bei den vorgeschlagenen Maßnahmen ist man gar nicht so weit auseinander.

Shopping zwischen Koi-Karpfen und Bobby-Cars

Mit der Tiroler Supermarktkette T&G wagte ein neues Unternehmen unlängst den Markteintritt in Oberösterreich – und entschied sich als Standort für die Shoppingcity Wels (SCW). Vor einigen Monaten war das Einkaufszentrum noch vom Leerstand geprägt, nun wird es langsam eng. Worin liegt der Erfolg? Eine Spurensuche.

Die spinnen, die Gründer! Oder?

Jährlich werden rund 50 Gründungsvorhaben mit Produkten oder Dienstleistungen vom Start-up-Inkubator tech2b unterstützt. Raphael Friedl, Johanna Köhler und Nina Gruber von tech2b und die Geschäftsführung der beiden Start-ups Tetan und Blockhealth über ihren gemeinsamen Weg vom Ideenspinnen zur Marktreife.

Erfolgreich in der Pampa

Es gibt Unternehmen, deren ländliche Wurzeln zu ihrer DNA gehören. Manche arbeiten mit regionalen Rohstoffen und sind allein deshalb mit ihrer Heimat verbunden. Andere sind zwar auf der ganzen Welt zuhause, aber trotzdem am Land daheim. Wir haben zwei Vertreter solcher Unternehmen getroffen.

Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen

Rutzenham. Einwohnermäßig die kleinste Gemeinde Oberösterreichs. Hier soll unser Streifzug beginnen. Eine Reise, bei der wir herausfinden wollen, wie es um die ländlichen Regionen Oberösterreichs bestellt ist und wie deren Zukunft ausschaut.

Das ABC des österreichischen Bildungssystems

Die richtige Schule oder Ausbildungsform zu finden, ist gar nicht so einfach. Vor allem, weil es mittlerweile sehr viele Angebote gibt. Zudem wird das Bildungssystem durchlässiger. Wer will, kann auch ohne Matura ein Studium beginnen. Zur besseren Orientierung präsentieren wir daher einen Leitfaden durch das österreichische Bildungssystem.

Bühne frei!

Und plötzlich ist da nichts mehr. Nichts anderes. Das Handy vibriert in der Tasche? Unbemerkt. Jeder Gedanke, der eben noch so wichtig war, wird weggeschoben. Was links, rechts, über oder unter einem passiert – irrelevant. Die ganze Aufmerksamkeit ist nach vorne gerichtet. Auf diesen einen Menschen. Der die Bühne für sich einnimmt, als wäre sie sein Wohnzimmer. Der Blickkontakt aufnimmt, als würde er ein Vier-Augen-Gespräch führen.

Innovation trifft Genuss

Ein Ehepaar, das Kaffeekultur nach Österreich holen will, eine einzigartige Technologie, durch die Wasser mit Geschmack angereichert wird, und ein Onlinedienstleister für den rasant wachsenden Gamestreaming-Markt: drei spannende Jungunternehmen aus Oberösterreich.